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Lies MAL: Lies MAL

Theodor FontaneEin weites Land/Eva Strittmatter: Märkischer Juni (mit Aquarellen von Hans-Jürgen Gaudeck). Steffen-Verlag.

Theodor Fontane

Ein weites Land/Eva Strittmatter: Märkischer Juni (mit Aquarellen von Hans-Jürgen Gaudeck). Steffen-Verlag. 84/92 S., je 14,95 Euro.

Beide Bücher haben etwas Zauberhaftes: die Texte sowieso, bei Fontane kann nichts schiefgehen, Briefe und Auszüge aus den „Wanderungen“ animieren noch heute zu alt-neuen Entdeckungen auf den Spuren des feuilletonistischen Meisters und Flaneurs durch Berlin und die umliegende Mark. Der Dichter wurde übrigens vor 195 Jahren geboren. Lesevergnügen Nr. 2 ist Eva Strittmatters Welt mit ihren romantischen Tönen, den Naturbeschreibungen und in Zeilen gegossenen Sehnsüchten: „Ich mach ein Lied aus Stille.“ Die Texte beider Autoren illustriert auf sensible und feinsinnige Weise der Berliner Autor und Maler Hans-Jürgen Gaudeck. Seine Aquarelle, hingetupft und stimmungsvoll, illustrieren die Poesie des Augenblicks, mal mit kräftigen Farben, dann wieder hauchzart: „Märkische Wald- und Seenlandschaften voller Melancholie und Tiefe, wie sie auch die märkischen Maler Walter Leistikow und Karl Hagemeister in ihren teilweise impressionistischen Bildern wiedergaben“, schwärmt der Maler. Lothar Heinke

Rob Alef: Immer schön gierig bleiben. Rotbuch Verlag, Berlin. 333 Seiten, 14,99 Euro.

Uh, dieser Krimi geht ab. Keine fünf Seiten, da hat Rob Alef schon zwei Leute vorgestellt, die Berlin pur verkörpern: den Busfahrer, der sich für Vogelstimmen interessiert und am frühen Morgen mit einer Frauenleiche konfrontiert wird, und den Polizisten, der in der Dreiraumwohnung das klassische Gewichtheben trainiert. Beide lassen auf einen scharf-liebevollen Blick des Autors auf sein Personal schließen. Eine junge Frau hat den Sommermorgen nicht mehr erlebt, hübsch, selbstbewusst – und tätig in einem Metier, das alle Gentrifizierungsgegner in Berlin für den Inbegriff des Bösen halten. Die Frau war Maklerin, arbeitete in Friedrichshain – und hatte einschlägige Drohbriefe bekommen. Sie bleibt in dieser prallen Geschichte nicht die einzige Tote. Berlin, wie es boomt und stirbt, in einem zeitgemäßen Krimi. Werner van Bebber

Dirk Westphal: Fast Leben. tredition Verlag, Hamburg. 400 Seiten, 17,90 Euro.

Ein kleiner Junge und seine Schwester werden unter den Schlägen des Vaters gebrochen. Es folgen Drogen, Bindungslosigkeit, gekaufter Sex, jede Menge wirkungslose Therapien und eine Aggressivität, die zum Tode führt. Wie sich das alles aufbaut und niederdrückend abspielt zwischen Hongkong, Hamburg, New York, Sankt Petersburg und zumeist Berlin, hat der Journalist Dirk Westphal in seinem ersten Roman aufgeschrieben. Da geht handwerklich noch einiges durcheinander, trotzdem schafft er es, über weite Strecken Spannung aufzubauen. Wer die Berliner Nächte liebt und vor allem fürchtet, wird vieles wiederfinden, was er kennt zwischen Torstraße und Prenzlauer Berg. Häusliche Naturen werden sich freuen, diese unglückliche Welt niemals kennenzulernen.Susanne Vieth-Entus

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