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Berlin: Lindner mischt die Liberalen auf

Der Fraktionschef peilt offenbar das Amt des Landesvorsitzenden Löning an

Der Berliner FDP stehen spannende Monate bevor. Fraktionschef Martin Lindner will offenbar auch den Landesvorsitz der liberalen Partei übernehmen. Dazu muss er auf dem Landesparteitag im April 2008 gegen Martin Löning antreten. Dass es so kommen wird, gilt in der Berliner FDP als sicher.

Lindner sagt nichts über seine Ambitionen, Löning kommentiert die Angelegenheit nicht. Noch im November aber soll aus dem momentan heftig diskutierten Gerücht eine offizielle Kandidatenkonkurrenz werden. Sie birgt, wie üblich in der FDP, für die Partei und für ihre Vormänner erhebliche Risiken.

Das größte Risiko ginge Lindner selbst ein – falls es kommt, wie man es in der FDP erwartet. Es beginnt bei den Mehrheitsverhältnissen: Die sind unübersichtlich. Löning, der Bundestagsabgeordnete mit dem freundlich-verbindlichen Führungstil, war 2004 als Nachfolger Günter Rexrodts mit 85,4 Prozent gewählt worden. Damals hielt die Partei das „Tandem“ hoch: Lindner war der Mann, um die Tagespolitik aufzumischen, das schmale Berliner Bürgertum zu repräsentieren und den großen Rest des Publikums mit marktliberalen Thesen zu erschrecken. Löning sollte die FDP beieinander halten. Das gelang ihm nicht immer. 2006 bestätigten ihn noch 71,6 Prozent der Delegierten im Amt. Ob er noch mehrheitsfähig ist, wenn Lindner gegen ihn antritt, ist in der Partei umstritten.

Doch erwarten sie in der FDP, dass Lindner nicht nur antritt, weil er meint, den Landesverband schwungvoller als Löning führen zu können. Viele glauben, er wolle die Parteiführung, um den ersten Listenplatz für die Bundestagswahlen 2009 beanspruchen zu können. Nicht wenige fragen sich, ob und warum sie Lindner den Gefallen tun sollen. Die Fraktion hätte dann ein ziemlich großes Führungsproblem. Deren Vize Christoph Meyer gilt als ehrgeizig, ambitioniert – und, was seine politischen Ziele anbelangt, als undurchsichtig. Deshalb könnte die FDP versuchen, Lindner zum Parteichef zu wählen –und zugleich zum Spitzenkandidaten für 2011 zu machen. Was es für Lindner bedeuten würde, wenn er gegen Löning scheiterte, steht dahin. Sicher ist, dass er ein rhetorisch-rauflustiger und stolzer Politiker ist – wohl zu stolz für solche Niederlagen. wvb.

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