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Berlin: Linksbündnis bemüht sich um Harmonie

Erst stritten sie sich wochenlang, nun wollten sie miteinander reden. Kurz vor dem ersten offiziellen Treffen zwischen der Berliner PDS und der Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) wartete Halina Wawzyniak, die stellvertretende PDS-Landesvorsitzende, am Donnerstag darauf, „wen ich alles antreffe“.

Von Sabine Beikler

Erst stritten sie sich wochenlang, nun wollten sie miteinander reden. Kurz vor dem ersten offiziellen Treffen zwischen der Berliner PDS und der Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) wartete Halina Wawzyniak, die stellvertretende PDS-Landesvorsitzende, am Donnerstag darauf, „wen ich alles antreffe“. Und Barbara Suhr-Bartsch vom WASG-Landesvorstand nannte das Treffen „irgendwie spannend“. Je drei PDS-Abgesandte und drei von der WASG gingen in das Sondierungsgespräch im Karl-Liebknecht-Haus, der PDS-Parteizentrale – ohne konkrete Ziele. „Beschnuppern“ wollte man sich – mehr nicht. Nach sieben Minuten aber waren die beiden Grüppchen schon beim freundschaftlichen Du angekommen.

Wird jetzt alles gut zwischen PDS und WASG, die in Berlin vor kurzem nichts miteinander zu tun haben wollten? PDS-Landeschef Stefan Liebich nannte die WASG „Gurkentruppe“, die zu großen Teilen aus „enttäuschten Ex-PDS- Mitgliedern besteht und Rot-Rot abschaffen will“. Die Antwort aus der WASG fiel deutlich aus: Joachim Bischoff, Ex-PDS- Mitglied und heute Mitglied im WASG- Bundesvorstand, titulierte Liebich auf dem WASG-Parteitag vor zwei Wochen mit „dieser Idiot Liebich“.

Das Ergebnis des dreiviertelstündigen Treffens gestern: Laut Suhr-Bartsch von der WASG wollen die Linken „solche Pöbeleien“ künftig vermeiden. PDS-Frau Wawzyniak: „Wir haben über die Zukunft diskutiert.“ Kurz angesprochen wurden Leitlinien für ein Wahlprogramm. Die PDS bestätigte, dass WASG-Mitglieder auf offenen Listen der PDS für die Bundestagswahl kandidieren dürfen. Über Personalien wurde nicht gesprochen – das überlassen die Berliner ihren Bundesvorständen. Dass die PDS ihre Liste für WASG-Mitglieder erst ab dem aussichtslosen sechsten Platz öffnet, war gestern auch kein Thema.

Ausgespart blieb auch der für die PDS hochsensible WASG-Parteitagsbeschluss, zu den Abgeordnetenhauswahlen 2006 eigenständig anzutreten und „eine starke Opposition gegen die neoliberale Politik des SPD-PDS-Senats zu bilden“. Vage sagte Suhr-Bartsch: Man befinde sich „in einem Prozess miteinander, und dann werden wir weitersehen“. Ob die gestrige Harmonie damit zusammenhängen könnte, dass weder Liebich noch WASG-Hardliner gegen Rot-Rot bei dem Treffen dabei waren, mochte niemand kommentieren.

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