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Berlin: Literaturkompott mit Pandabär Ein utopischer Berliner Schlüsselroman

verliert sich in seiner Handlung

Sind Autoren für ihre Klappentexte verantwortlich? „Der Bully Herbig des deutschen Krimis“ steht hinten als Kritikerzitat auf dem Umschlag von Rob Alefs Erstling „Bang Bang stirbt“ – und da erwarten wir unweigerlich allerhand Flachsinn plus zwei bis drei granatenhafte Lacher pro Kapitel. Doch beim Lesen stellt sich so ziemlich das Gegenteil heraus: Dies ist ein verkappter Berliner Schlüsselroman der späten 80er mit utopischen Elementen, vermischt mit dezenter kreuzbergischer Szene-Satire, ach, und ein Kriminalroman ist es auch, irgendwie.

Das ergibt Literaturkompott. Die veganen Tierschützer, die da offenbar den seltsam humanoiden Panda Bang Bang entführt haben, nennen sich „Rote Bete Fraktion“ – damit ist der Bully-Herbig-Gipfel des Romans auch schon bestiegen.

Ein Kommissar, den der Autor mit dem Namen Pachulke bestraft, hebt in gemessenem Tempo zu ermitteln an, und plötzlich teilt sich die Handlung in eine Vielzahl von Strängen: Eine Selbstmördersekte fliegt planmäßig und mit Zustimmung der Behörden in Gebäude, die profitablen Neubauplänen im Weg stehen, der Regierende Bürgermeister, gleichzeitig Bausenator, ist ein eitler Volltrottel, Bankdirektoren (einer hört, hihi, auf den Namen „Nawasserski“) haben der Stadt Milliardenverpflichtungen hinterlassen, es geht um Öl, und auch eine Murmelwettgemeinschaft taucht auf und verschwindet wieder.

Was wohl der Versuch sein soll, die zweifellos irre Realität der Hauptstadt in einer überdrehten Actionkomödie satirisch abzubilden, zerbröselt daher rasch in der Beliebigkeit. Dreist, frech, despektierlich? Ach je. Über weite Strecken vermittelt der Roman einfach nur den Eindruck einer schrillen Kakophonie, in der allenfalls die braven Ermittler ab und an Ruhezonen schaffen. Schnüffler Pachulke hat den Ansatz zum Sympathieträger, aber er kommt zu wenig zu Wort, bleibt am Ende Randfigur. Statt dessen setzt sich der Panda in Szene, pendelt rätselhaft zwischen instinktgesteuerter Bestie und vernuftgelenktem Bösewicht – er will nach China zurück, das ist bei diesem Berlin wirklich verständlich.

Möglicherweise hätte ein strenger Lektor aus den Handlungssträngen die wichtigsten herausholen und die anderen in den Zweitling des Autors verschieben können. Dann wären die pointierten Dialoge besser zur Geltung gekommen, und wir hätten uns näher mit der Idee anfreunden können, dass Straßenschilder durch lebende Ansager ersetzt werden, um so die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen…

— Rob Alef: Bang Bang stirbt. Shayol Verlag, Berlin, 12,90 Euro.

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