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Ab hier geht´s für Rollifahrer nicht weiter.

© Kitty Kleist-Heinrich

Lob aus Brüssel für öffentlichen Nahverkehr: Berlin erhält EU-Preis für Barrierefreiheit

In Rankings liegt Berlin oft hinten - diesmal ist die Hauptstadt Spitze. Besonders die BVG hat viel für behinderte Fahrgäste getan. Mal abgesehen von Bussen und Bahnen sieht der Behindertenverband aber noch erheblichen Handlungsbedarf.

Die Hauptstadt ist endlich mal Spitze: Sie hat sich gegen 99 europäische Konkurrenten durchgesetzt und ist von der EU-Kommission zur „barrierefreien Stadt 2013“ gekürt worden. Die Jury lobte vor allem den öffentlichen Nahverkehr und die barrierefreien Neubauten. Der Preis sei „Ansporn und Herausforderung zugleich“, sagte der Landesbeauftragte für die Belange behinderter Menschen, Jürgen Schneider. „Unsere zukünftige Aufgabe wird darin bestehen, öffentliche Gebäude und Räume so zu verändern, dass sie von allen selbstständig und komfortabel genutzt werden können“, ergänzte Hella Dunger-Löper (SPD), Staatssekretärin und Europabeauftragte des Senats. Dunger-Löper und Schneider nahmen den Preis in Brüssel entgegen.

Die Auszeichnung strahlt erheblich auf die Berliner Verkehrsbetriebe ab. „Wir sind stolz“, sagt BVG-Sprecher Klaus Wazlak. Man arbeite seit Jahren an der Vision, bis 2020 100 Prozent barrierefrei zu sein. Bei den Bussen sei das schon erreicht, bei den Straßenbahnen zum größeren Teil – auf 18 von 22 Linien rollen stufenlose Züge. Bei den U-Bahnhöfen gibt es aber deutliche Defizite. Von 173 Stationen sind laut BVG 98 Stationen mit Aufzügen oder Rampen ausgestattet. Finanziert wurden die Bauarbeiten teilweise aus den Strafgeldern, die der Senat nach dem S-Bahn-Chaos verhängt hatte.

Der Senat will bis 2020 alle Gehwege und Kreuzungen barrierefrei nutzbar machen. 176 Schulen seien bereits für Rollstuhlfahrer zugänglich, außerdem 53 Museen, drei Opernhäuser und vier große städtische Theater. Diese Bilanz lässt sich positiv oder negativ lesen, je nach Perspektive des Betrachters.

Berlins Behindertenverband sieht den EU-Preis „ein Stück weit berechtigt“, aber auch mit Vorschusslorbeeren behaftet. „Der Nahverkehr ist gut, aber an vielen Schulen, Arztpraxen, Kinos und auf dem Wohnungsmarkt ist die Situation unbefriedigend“, sagt der Vizevorsitzende André Nowak. Noch immer kämen Rollstuhlfahrer nicht auf den Fernsehturm, und bei der Sanierung des Schlosses Friedrichsfelde habe man die Barrierefreiheit einfach vergessen. Auch beim Bündnis für soziale Mieten säßen die Behindertenverbände nicht mit am Verhandlungstisch. Dabei fehlten gerade für behinderte Menschen bezahlbare barrierefreie Wohnungen.

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