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Berlin: Lob der Sturheit

SPD feiert Regierenden Gäste aus Mainz und Wien

Nach zehn Jahren Amtszeit ist man nett zum Jubilar. Der Parteifreund und rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck lobte in seiner Laudatio die „hilfreiche Widerspruchsfähigkeit“ Klaus Wowereits. Anders gesagt: die Durchsetzungskraft und Sturheit des Regierenden Bürgermeisters, der seit dem 16. Juni 2001 im Roten Rathaus sitzt. Bei so mancher Sitzung der Partei oder in der Runde der Länderchefs komme „der Klaus wie Zieten aus dem Busch, wenn alle schon glaubten, das Problem sei abgeräumt“.

Ein Empfang der SPD-Fraktion im Festsaal des Abgeordnetenhauses bot Beck die Gelegenheit, aus der Schule zu plaudern. Um die zehnjährige Amtszeit Wowereits zu feiern, luden die Sozialdemokraten am Donnerstag über 250 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft ein, wie es bei solchen Anlässen heißt. Auch der Bürgermeister von Wien, Michael Häupl, fand freundliche Worte. Wowereit spiele seit langem eine wesentliche Rolle in der „kommunalen Welt Europas“. Beide sind seit Jahren befreundet. Der SPD-Landes- und Fraktionschef Michael Müller, der den Regierenden noch aus Jugendzeiten kennt, meinte: „Du bist eigentlich der Klaus Wowereit geblieben, der du schon vor 30 Jahren warst.“ Ansonsten sei er der richtige Regierende Bürgermeister zur richtigen Zeit in der richtigen Stadt. Nicht nur die Linken waren eingeladen, mit denen die SPD in Berlin seit 2002 regiert. Auch die Grünen-Fraktionschefs Volker Ratzmann und Ramona Pop tranken ein Gläschen mit.

Beiden Parteien sagte Wowereit ein „ausdrückliches Dankeschön“, auch wenn die Koalition mit den Grünen vor einem Jahrzehnt nur wenige Monate hielt. Das rot-grüne, dann das rot-rote Bündnis habe den Politik- und Mentalitätswechsel erst möglich gemacht. Auch dem Kollegen Beck aus dem fernen Südwesten der Republik machte er ein schönes Kompliment: Es sei wunderbar, dass die Treffen der SPD-geführten Länder jetzt in der Landesvertretung von Rheinland-Pfalz stattfänden. „Das Essen und Trinken ist wirklich gut.“ Ganz anders, als die Niedersachsen Gastgeber waren. „Da war beides schlecht.“

Ganz besonders dankte der Regierende aber seinen Sicherheitsleuten, „die mich am meisten aushalten müssen und arbeiten wie die Kümmeltürken“. Das sei zwar nicht politisch korrekt, fiel ihm nach einer Denkpause ein, „aber ist doch jetzt egal“. Die Gäste lachten, es gab Häppchen, Sekt und Selters – und morgen wird wieder ein bisschen regiert. za

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