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Berlin: Lögner und Betröger (Glosse)

Die größte Gemeinheit des Schulsenators besteht vermutlich darin, dass er so heißt, wie er heißt. Wie soll ein Parolendichter dem Geschmähten eine gleichermaßen kämpferische wie verbal geschliffene Abfuhr erteilen, wenn der ausgerechnet den reimunfähigen Namen Böger trägt?

Die größte Gemeinheit des Schulsenators besteht vermutlich darin, dass er so heißt, wie er heißt. Wie soll ein Parolendichter dem Geschmähten eine gleichermaßen kämpferische wie verbal geschliffene Abfuhr erteilen, wenn der ausgerechnet den reimunfähigen Namen Böger trägt? Das ist klar: "Böger, du Betröger!" erfüllt diese Anforderungen nicht. Ein klammer Kalauer, schlechthin possierlich und ohne jede rhetorisch zwingende Schärfe, stimulierend wie warmes Rotkäppchen in der Erdbeerbowle. "Böger, du Lögner" knirscht und humpelt, als käme es von den Lümmeln in der letzten Bank, und die ebenso musterschülerhafte wie banale Alternative "Klaus, geh nach Haus!" geht zwar formal in Ordnung, lockt aber auch keine Mäuse hinter der Senatsbank hervor.

Generell lässt sich sagen, dass die aktuelle Berliner Schulkrise zwar reichlich Lippenbekenntnisse, aber keinen schlagkräftigen Slogan gebracht hat; dafür wurde das Ende der Fahnenstange so ausdauernd betatscht, dass es schon der Spitze des Eisbergs ähnelt. Keine verstörenden Heuler wie der 68er Klassiker "Bei der Rüstung sind sie fix, für die Bildung tun sie nix", keine Bekenntnisse nach dem Muster "Hoch die internationale Solidarität" - kein Wunder, würde das doch praktisch "Inder statt Kinder" bedeuten.

Ein guter alter Bekannter indessen ist ganz am Rande aufgetaucht. Der definitive Slogan, nimmt man die Forderungen nach nachhaltiger Entwicklung und geschlossenen Recycling-Kreisläufen ernst: "Wir streiken für unsere berechtigten Forderungen!" Das Plakat kann gleich an die nächste Demo der entrechteten Werktätigen durchgereicht werden - es passt auf jeden Fall.

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