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Duell der Köpfe. Herthas Sandro Wagner (r.) im Zweikampf mit Christian Stuff vom FC Union am 3. September 2012 in der alten Försterei.

© picture alliance / dpa

Lokalderby im Bücherschrank: Verliebt in Hertha und Union

Gute Herbstlektüre? Na klar! Zwei Bücher liefern je 111 Gründe, Hertha BSC und den 1. FC Union zu lieben.

Ein Buch über Hertha? Och nö, davon gibt’s wirklich genug, sogar zwei, drei gute. Und dann – blätter, blätter – ist das hier gar nicht mal übel. Liegt auch an der Herkunft einer der beiden Autoren, Knut Beyer, 52, nicht unbekannt in Fankreisen. Der Vater war Sportjournalist und kam aus Wedding, Herthas alter Heimat. Der Mann schreibt furchtbar parteiisch, gern auch großkotzig – tja, aber so isse nun mal, unsere Hertha.

Der Stil mag nicht jedem gefallen, aber das Wissen ist beachtlich und die Perspektive ganz wunderbar: Viele der Fangeschichten spielen eben nicht wie in anderen Büchern erst nach 1997, als Hertha aufgestiegen war, sondern in den schmutzigen 60er, 70er, 80er Jahren, als Hertha erst wurde, was sie ist: Witzfigur oder Objekt der Liebe.

Schöne Geschichten (weit mehr als 111!) sind zu lesen von Europapokalabenden mit den Hertha-Fans aus der DDR, von immer wieder irren Schummeleien in der Liga und Ekel Alfred, der ja auch Herthaner war.

Die Autoren setzen sogar der Kegelabteilung ein kleines Denkmal, deren Männer und Frauen bei jeder Mitgliederversammlung im ICC freundlich Würstchen servieren. Echte Herthaner halt.

Und für die wurde das Buch geschrieben.

Knut Beyer, Thomas Matzat: „111 Gründe, Hertha BSC zu lieben“, Schwarzkopf & Schwarzkopf, 280 Seiten, 9,95 Euro

Und wie ist das Buch über den 1. FC Union?

Schon der Titel sagt, was in den 258 Seiten steckt: „111 Gründe, den 1. FC Union Berlin zu lieben“. Autor Frank Nussbücker lernte bereits als Kind den Mythos um „den großartigsten Fußballverein der Welt“ kennen, und nun, als erwachsener Schriftsteller, hat er diese seine Liebe in 111 Teile zerlegt, um detailliert, witzig und sachkundig seinen Tsunami der Sympathie für die Zweitliga-Jungs aus der Alten Försterei zu entfesseln.

Der Fan sieht sein eigenes Wissen bestätigt und erfährt Hintergründe für Sternstunden und grausame Niederlagen. Es ist, als ob einer in der Abseitsfalle stundenlang Geschichten rund um den FCU erzählt und damit ein Wechselbad der Gefühle auslöst. Fußball pur auf Papier. Sieg und Niederlage, immer mit erhobenem Haupt und einem Lied auf den Lippen, Himmel und Hölle im Minutentakt.

Und dazu dieser Kampfruf vom zwölften Mann: Eisern Union! Wie er entstand? Einmal, in den Zwanzigern, als Union Oberschöneweide gegen Hertha spielte, lagen die Unioner im Rückstand, „und een so’n oller Bierkutscher stand am Jeländer und brüllte: Eisern müsster sein, Jungs, eisern. Und seitdem is det drinne“. Lothar Heinke

Frank Nussbücker: „111 Gründe, den 1. FC Union Berlin zu lieben“, Schwarzkopf & Schwarzkopf, 258 Seiten, 9,95 Euro

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