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Berlin: Lola wird seriöser

Zum ersten Mal wird der Deutsche Filmpreis 2005 am Freitag in der Philharmonie verliehen

Bruno Ganz, Dani Levy, Volker Schlöndorff, Jessica Schwarz und Julia Jentsch warten schon brav auf ihren Plätzen. Dutzende Porträtfotos der deutschen Filmszene wurden auf Pappschilder kopiert und schon mal für die Proben auf die ersten Klappsitzreihen gesetzt. Morgen treten dann die Originale auf: Zum ersten Mal findet die Deutsche Filmpreisverleihung in der Philharmonie statt.

„Die Philharmonie ist dafür ein idealer Ort “, sagt Kulturstaatsministerin Christina Weiss. Man könne die Bühne von allen Plätzen gut sehen, ergänzt der künstlerische Leiter Thomas Peter Friedl. Anders als bei früheren Orten wie der Staatsoper Unter den Linden oder des Theater des Westens müsse man nun nicht mehr von einigen Plätzen die Köpfe verdrehen, um gut sehen zu können. Im vergangenen Jahr fand die 1951 ins Leben gerufene Zeremonie im Tempodrom statt. Nun haben mehr Gäste Platz: 2200.

An klassische Konzerte erinnert im großen Saal kaum etwas. Nur ein Klavier steht auf der improvisierten weinroten Bühne aus lackiertem Sperrholz. Ansonsten verwandeln sich die terrassenartigen Sitzgruppen im vieleckigen Saal mehr und mehr in einen atmosphärisch-intimen Club. Bunte Strahler leuchten die eingebaute Showtreppe aus. Wo sonst der Chor singt, prangt jetzt eine Großleinwand und zeigt die Filmpreistrophäe: Die oscarinspirierte goldene Lola. Aus der ehemaligen Garderobe im ersten Stock wurde eine Orient-Lounge, an der Filmstars Tee trinken und Wasserpfeife rauchen werden.

Das Programm soll auf seriöse Art unterhalten. „Wir werden weniger auf Comedy setzen“, so Günter Rohrbach, Präsident der Deutschen Filmakademie. Ansonsten: kürzere Dankesreden, kaum Songs. Die Wahl der besten Filme ist übrigens schon gelaufen. Ein Notar hält die Ergebnisse versiegelt. „Wir kennen die Namen der Preisträger auch erst, wenn sie vorgelesen werden“, sagt Rohrbach. Angekündigt werden die Gewinner von prominenten „Paten“, die aber noch nicht verraten werden dürfen.

Und die Moderation? Die wird von Michael „Bully“ Herbig übernommen. Selber gehört er mit seinem Streifen „(T)Raumschiff Surprise“ nicht zu den Anwärtern auf den Filmpreis. Am Mittwoch war die Trophäe schon mal zum Greifen nah für ihn: Gemeinsam mit der Staatsministerin steht er auf der Bühne und hält die Lola in die Kameras. Am Abend selber wird er nicht als tuntiger Raumfahrer auftreten, sondern als eleganter Präsentator im Smoking.

Im Laufe des heutigen Tages werden noch 60 Meter roter Teppich vor dem Haupteingang ausgerollt. Schaulustige können sich auf eine allgemein zugängliche Tribüne freuen, damit sie einen Blick auf die Gala-Gäste werfen können – rund 200 Sitzplätze stehen ab Freitagnachmittag zur Verfügung. Weitere Neuerung: die ARD zeigt die Verleihung noch am selben Abend ab 21.40.

Noch etwas passt zum neuen Ort: Einerseits ist „Rhythm Is It!“ – der Film über die Zusammenarbeit der Berliner Philharmoniker mit Schülern für ein Tanzprojekt – in der Sparte bester Dokumentarfilm nominiert. Andererseits hat Dirigent Sir Simon Rattle mit den Philharmonikern eine Titelmusik für die Preisverleihung aufgenommen. Wenngleich sie nur Playback zu hören sein wird.

Alexander Schäfer

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