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Berlin: „London Eye“ in vollem Schwung

Eine Probefahrt an der Themse

Eine Probefahrt an der Themse

Am Trafalgar Square sieht es noch aus, als bewege es sich gar nicht. Über die Dächer lugt das riesige Rad mit seinen gläsernen Gondeln, wirkt wie ein Fremdkörper in der Stadtlandschaft Londons – aber einer, der nicht stört. Im Gegenteil: das Rad sieht einfach gut aus. Auf der anderen Themse-Seite, wo die Schlangen darauf warten, ihren „Flug“ im „London Eye“ anzutreten, hat das Ding tatsächlich Schwung. 1,5 Millionen Besucher haben die Konstrukteure vor dem Baubeginn errechnet, würden pro Jahr kommen. 2005 waren es über vier Millionen. Damit hat das Rad seine Kapazitätsgrenze erreicht. Zur Jahrtausendwende nur für fünf Jahre geplant, hätte es längst wieder verschwinden sollen. Doch davon redet in London niemand mehr.

In den gläsernen Gondeln ist viel Platz. Langsam hebt das Rad seine Gäste aus der Stadt heraus, schafft zuerst einen schönen Blick auf die Themse, den Big Ben und das Parlament, weiter oben einen 360-Grad-Blick über die ganze Stadt. Nach einer Viertelstunde ist der Höhepunkt erreicht: Ganz oben wirkt es, als schwebe man über der Stadt. Alles geräuschlos. In der Kapsel sowieso, aber auch draußen. Zwei hydraulische Antriebe bewegen das Rad – das aufgeregte Geplapper der Wartenden ist lauter.

Die Fahrt dauert etwa 35 Minuten. Sie hätte auch doppelt so lang sein können, langweilig wäre es nicht geworden. Weil die Nachfrage so groß ist, haben sich die Preise für eine Reise mit dem „London Eye“ jedes Jahr erhöht und liegen jetzt zwischen 6,50 Pfund für Kinder und 13,50 Pfund (etwa 18 Euro) für Erwachsene. In Berlin sollen sich die Preise für einen Flug um zwölf Euro bewegen. Das Berliner Rad soll etwa 30 Meter im Durchmesser größer sein, 36 Kapseln haben, die ebenfalls größer ausfallen, und bis zu 40 Fahrgäste aufnehmen können. So viele sollen es im Normalfall nicht werden – 20 Besucher sind realistischer.

Die Patente und die Schutzrechte am London Eye hat sich die Great Wheel Corporation gesichert, die auch das Aussichtsrad am Zoologischen Garten betreiben will. Sie errichtet derzeit ein Rad in Singapur. Für das Projekt eines 208 Meter hohen Rades in Peking sind die Verträge gemacht. Ebenfalls handelseinig ist man sich in der chinesischen Millionenstadt Tsingtao und in Dubai. Die drei bilden mit Berlin die Grundlage für den Fonds, der heute an den Start geht. oew

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