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Berlin: Love Parade: Doppelte Dröhnung

Kommendes Wochenende ist das Wochenende, an dem eigentlich die Love Parade geplant war. Die ist ja jetzt erst übernächstes Wochenende, aber das heißt nicht, dass nächsten Sonnabend nichts los ist in der Stadt.

Kommendes Wochenende ist das Wochenende, an dem eigentlich die Love Parade geplant war. Die ist ja jetzt erst übernächstes Wochenende, aber das heißt nicht, dass nächsten Sonnabend nichts los ist in der Stadt. Es passiert so einiges - beginnen doch, so jedenfalls Marc McGuire, Geschäftsführer der Club Comission, die "Ten Days of Club Culture". Die Disco-Vereinigung, zu der auch Love-Parade-Veranstalter Planetcom gehört, hat flugs aus der Not um die Terminschwierigkeiten eine Tugend gemacht: vorsichtshalber haben viele Clubs, so zum Beispiel auch das Maria am Ostbahnhof, beide Wochenenden für Love-Parade-Veranstaltungen reserviert. Und deswegen gibt es jetzt die doppelte Dröhnung. Konkrete Termine sind unter www.meinberlin.de / loveparade nachzusehen. "Die zehn Tage präsentieren einen wunderbaren Querschnitt durch die Club-Landschaft", meint McGuire.

So findet am Sonnabend, den 14. Juli, auf dem Kurfürstendamm (vom Olivaer Platz bis zur Urania) zum ersten Mal der "Carneval Erotica" statt. Der "Verein zur Förderung hedonistischer Lebenskultur e.V." will dort ab 16 Uhr demonstrieren - natürlich für hedonistische Lebenskultur. Dahinter steckt kein geringerer als der Kit Kat Club. "Jeder soll sich vergnügen, wann, wo und wie er möchte", sagt Landolf von der Heydt, Mitinitiator des "Carneval Erotica". "Für mich ist Hedonismus das Streben nach Lustbefriedigung auf allen Ebenen. Der Staat nimmt zu großen Einfluss auf die Intimsphäre des Einzelnen. Dagegen wollen wir jetzt demonstrieren."

Ein weiterer Party-Höhepunkt am nächsten Sonnabend könnte die Fuck Parade sein. Allerdings steht immer noch in den Sternen, ob die Parade in der bewährten Form überhaupt statt findet. Die Veranstalter, repräsentiert von Martin Kliehm, haben nach dem Demonstrationsverbot einen Eilantrag beim Bundesverfassungsgericht eingereicht. "Wir erwarten die Entscheidung heute oder morgen", sagt Kliehm, der sich zuversichtlich gibt. "Falls es wider Erwarten nicht klappt, machen wir eben eine Old-School-Demo." Damit meint er eine "klassische" Demo, ohne Wagen und Musik, dafür aber mit Transparenten und Sprechchören. Wann und wo diese Veranstaltung beginnen könnte, darüber wollen die Fuck-Parade-Leute noch nachdenken. Ursprünglich waren die Parolen der Love-Parade-Gegner unter anderem "Leben statt Hauptstadtwahn" und "Love Parade raus aus dem Tiergarten".

Ob also freie Liebe auf einem der Wagen beim erotischen Karneval, endloses Abtanzen in Erwartung der Love Parade oder, so es das Bundesverfassungsgericht erlaubt, Feiern auf der Fuck Parade - das ist erst der Anfang.

Esther Kogelboom

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