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Berlin: Love Parade mit Kreuz

1500 Jugendliche freuten sich in Kreuzberg auf den Weltjugendtag

So viel Aufbruch gab es im Berliner Erzbistum seit dem Kirchentag nicht mehr: 1500 Jugendliche aus allen Teilen Deutschlands und aus Sarajevo jubelten, sangen und klatschten, das ZDF filmte, und sogar der Papst schaltete sich zu. Das Fest am Sonntag in der Johannesbasilika in Kreuzberg war ein kleiner Vorgeschmack dessen, was nächstes Jahr in Köln stattfindet: der Weltjugendtag, eine Art christliche Love Parade. 800000 Jugendliche werden erwartet – ein logistisches Mammutprojekt.

Gestern übergaben während des Palmsonntagsgottesdienstes Jugendliche aus Sarajevo das Weltjugendtagskreuz an die Berliner, stellvertretend für alle deutschen Jugendlichen. Seit einem Jahr schon tourt das Kreuz durch 26 europäische Länder. Vor zehn Tagen hat es eine Gruppe Jugendlicher aus dem Bistum Paderborn von Albanien nach Sarajevo gebracht. Von dort kam es am Donnerstag hierher und zieht nach kurzer Station weiter durch alle deutschen Bistümer. „Das Kreuz öffnet Grenzen“, sagte eine Albanerin, in jedem Ort seien viele Leute zusammengelaufen und wollten es berühren. Dabei ist es nur ein schlichtes 3,50 Meter hohes Holzkreuz. „Allein der Gedanke, wie viele persönliche Erinnerungen daran hängen, ist unglaublich“, sagte eine 19-Jährige aus Essen. Sie war vor zwei Jahren beim Weltjugendtag in Toronto und begeistert von dem Gemeinschaftserlebnis. Deshalb ist sie am Sonntag nach Berlin gekommen, wenn auch nur für wenige Stunden, am Abend musste sie wieder zurück.

Den Gottesdienst zelebrierten Kardinal Georg Sterzinsky, Nuntius Erwin Ender und Jugendbischof Franz-Josef Bode aus Osnabrück. Die drei wirkten in ihren purpurroten Mänteln ein bisschen verloren inmitten der vielen Fahnen und Palmwedel schwenkenden Jugendlichen, die statt alter Kirchenlieder „Hey JC, JC won’t you smile at me?“ sangen, den Hosannaruf aus Andrew Lloyd Webbers „Jesus Christ Superstar“. Statt Orgelbegleitung gab es E-Gitarren, Keyboard und Saxophon. Eine Gruppe ahmte pantomimisch die Passionsgeschichte nach. „Wunderschön“, fand das die 17-jährige Andrea Gotovac aus Sarajevo. Bei ihr zu Hause gebe es nur schrecklich traditionelle Gottesdienste. Als das Weltjugendtagskreuz da war, sei in der Kathedrale von Sarajevo getanzt worden, zum ersten Mal. „Ein riesiger Aufbruch.“

In der Predigt von Bischof Bode, in den vielen Grußworten, unter anderem von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt für die Bundesregierung und Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm, war viel von Hoffnung und Optimismus die Rede, die die Jugendlichen ins Land tragen mögen. Für den Nuntius steht das Weltjugendtagskreuz aber auch für Freiheit. Berlin sei deshalb bewusst als erste Station des Weltjugendtagskreuzes in Deutschland ausgewählt worden. Nach dem Gottesdienst gab es in einem Zelt im Kirchgarten Kaffee und Brötchen. Im Zelt daneben deckten sich viele mit Tassen, T-Shirts und Schlüsselanhängern mit Weltjugendtagslogo ein. In der Kirche hatten Jugendliche kleine Holzkreuze aus Jerusalem verschenkt – der tägliche Segen für die Hosentasche.

Und dann noch einmal ein Höhepunkt: Um zwölf Uhr schaltete sich vom Petersplatz in Rom Papst Johannes Paul II. zu. „Ich ermutige die ganze Kirche in Deutschland, sich für dieses große Ereignis bereitzumachen“, sagte er mit schwacher Stimme. Kathrin Dennstedt, die Berliner Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, antwortete ihm, die Jugendlichen in Deutschland „freuen sich auf Sie“. Sie fügte hinzu: „Wir versichern Ihnen: Auf uns können Sie zählen!“

Claudia Keller

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