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Luftschloss für Berliner Tierpark: Zoo will 80 Millionen Euro ausgeben

Ein neuer Masterplan soll die finanziell klamme Zoo-Tochter in Berlin-Friedrichsfelde attraktiver machen. Die Wunschliste ist der Finanzverwaltung des Senats aber viel zu teuer.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

„Die hautnahe Reise durch die Evolution – Erlebniswelt Galapagos.“ So überschreibt der Tierpark in Friedrichsfelde seine Zukunftspläne bis 2020. Die Frage ist nur, wer die gigantischen Investitionen, die dafür eingeplant sind, bezahlen soll. Über 80 Millionen Euro will die Geschäftsführung in den nächsten fünf Jahren ausgeben, um den 160 Hektar großen Landschaftspark mit fast 7500 Tieren völlig umzukrempeln. Der Kommentar des Finanzstaatssekretärs Christian Sundermann in einer Stellungnahme an den parlamentarischen Hauptausschuss: „zu ambitioniert und zu kostenintensiv“.

Das neue Programm, mit dem der Zoo- und Tierparkchef Bernhard Blaszkiewitz punkten will, hört sich erst einmal toll an. Er will die Besucher auf eine „Reise vom Urknall bis zum Übermorgen der Evolution“ schicken. In einem neuen, attraktiven Gebäude am Eingang des Parks sollen auf mehreren Ebenen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse auf dem Gebiet der Zoologie, der Humanmedizin, der Botanik und Ethnologie vermittelt werden. Mit Labor- und Mikroskopierplätzen, Computeranimationen, Filmen, Laserprojektionen. Geschicklichkeitstests, Mal- und Leseecken sollen vor allem junge Besucher einfangen. Abgerundet wird dieses „Leuchtturmprojekt“, wie es die Geschäftsführung des Tierparks nennt, durch ein Restaurant mit Webcam-Kontakten zu Forschungs- und Wildtierstationen auf der ganzen Welt.

Aus dem Kleingedruckten geht allerdings hervor, dass dieser Spaß 28,6 Millionen Euro für den Bau und jährliche Betriebskosten von 1,1 Millionen Euro kosten würde. Und der Tierpark hat bis 2016 noch viele andere Wünsche: Die Erneuerung der Steinadlervoliere und der Eisbärenanlage, begehbare Baumkronen im Alfred-Brehm-Haus, ein Bärenschaufenster, neue Spielplätze, ein Südostasien-Haus und eine Anlage für nordamerikanische Gebirgstiere. Ein Kultur- und Veranstaltungszentrum steht auf der Liste, eine Unterwasserwelt für Seekühe (Manatis), ein Erlebnisbauernhof, eine Tierpark-Bahn und genügend Platz fürs Barbecue. Nicht zu vergessen die Falknerei mit der Greifvogel-Flugshow.

Diese erste Version eines Masterplans zur Rettung des Tierparks, dem das Geld ausgeht, soll zusätzlich 500 000 bis 750 000 zusätzliche Besucher pro Jahr bringen. Momentan liegt die Besucherzahl bei etwa einer Million. Zum Vergleich: Den Zoologischen Garten in der West-City besuchen jährlich über drei Millionen Menschen. Bislang hatte Direktor Blaszkiewitz stets betont, dass er kein „Disneyland“ wolle. Aber der Finanzsenator und die Haushälter des Abgeordnetenhauses sitzen ihm im Nacken. Trotz eines öffentlichen Zuschusses von 6,3 Millionen Euro 2011 werden dem Tierpark am Jahresende voraussichtlich 1,5 Millionen Euro fehlen.

Es muss also etwas geschehen, um den Park im Osten der Stadt attraktiver zu machen. Das neue Konzept kommentiert die Finanzverwaltung aber so: „Die Frage der Finanzierung der einzelnen Maßnahmen bleibt unbeantwortet.“ Der FDP-Fraktionschef und Finanzexperte Christoph Meyer ist weniger zurückhaltend. Das Programm der Zoo-Chefetage sei „eine absolute Unverschämtheit“, sagte er dem Tagesspiegel. Bunte Folien, einige nette Ideen, durch Zahlen und Daten nicht unterfüttert – das sei alles. Es werde lediglich ein teures Luftschloss gebaut. Am Mittwoch hat Blaszkiewitz Gelegenheit, im Hauptausschuss des Parlaments nachzubessern. Ulrich Zawatka-Gerlach

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