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Autos fahren im dichten Verkehr auf der Friedrichstraße in Berlin.

© picture alliance/dpa

Luftverschmutzung: Berlin gilt jetzt als „Intensivstadt“

Ausschlaggebend für die Benennung ist ein Messwert von der Leipziger Straße. Wegen hoher Stickoxidwerte könnten Dieselfahrer Rabatte bekommen.

Wegen einer besonders hohen Belastung mit dem gesundheitsschädlichen Stickstoffdioxid (NO2) gilt Berlin jetzt zusammen mit 14 weiteren Städten als sogenannte „Intensivstadt“. Das geht aus einer Auswertung des Umweltbundesamts (UBA) hervor. Als Intensivstadt- oder Landkreis werden Gegenden bezeichnet, in denen die NO2-Belastung im Jahresmittel bei mehr als 50 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m³) Luft liegt. Die Bezeichnung könnte dazu führen, dass Dieselfahrer in Berlin von Umtauschprämien einiger Autohersteller profitieren.

Den Spitzenwert hatte die Leipziger Straße eigentlich schon 2017

Ausschlaggebend für die Einordnung von Berlin als „Intensivstadt“ ist der Messwert von der Leipziger Straße. Dort wurde 2018 im Jahresmittel 59 µg Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft gemessen. Im Jahr 2017 war der Spitzenwert mit 49 µg/m³ auf der Neuköllner Karl-Marx-Straße ermittelt worden. Nach Auskunft der Senatsverkehrsverwaltung war allerdings der dortige Wert schon 2017 von dem in der Leipziger Straße übertroffen worden, der damals 63 µg/m³ betragen habe.

Jedoch hatte die Behörde den Wert der dortigen Messstation damals nicht ans UBA gemeldet. Zu der Entscheidung, es dieses Jahr zu tun, habe auch die damit einhergehende Einteilung als „Intensivstadt“ beigetragen, sagte ein Sprecher der Verkehrsverwaltung.

Einige Autohersteller hatten vergangenes Jahr ein mit der Bundesregierung vereinbartes Austauschprogramm gestartet. Dieselfahrer in den besonders stark belasteten Städten können demnach Rabatte erhalten, wenn sie etwa ihren älteren Diesel in Zahlung geben und dafür einen Neuwagen oder jungen Gebrauchtwagen kaufen. Jedoch kann jeder Hersteller seine eigenen Prämien-Regeln aufstellen, der ADAC hält auf seiner Internetseite eine ständig aktualisierte Liste bereit. Kritiker sehen in der Maßnahme ein Instrument zum Ankurbeln des Neuwagengeschäfts.

Rabatte für Neuwagen?

Ob der Titel „Intensivstadt“ Berliner Dieselfahrern also wirklich hilft, bleibt abzuwarten. Klar ist allerdings, dass auch die Stickoxid-Werte an anderen Orten der Stadt nach wie vor deutlich zu hoch sind. Nach den Daten des Umweltbundesamts wurde der NO2-Grenzwert im Jahr 2018 an zwölf von 24 Messstationen überschritten.

[Die Tabellen mit allen Werten finden Sie auf der Seite des UBA).]

Platz zwei der höchsten Werte teilen sich mit jeweils 51 µg/m³ die Hauptstraße in Schöneberg sowie der Spandauer Damm. Angesichts dieser Ergebnisse betont die Senatsverwaltung, wie wichtig es sei, die NO2-Werte weiter zu senken.

Gelingen soll das mit dem neuen Luftreinhalteplan. Nach dem aktuellen Entwurf soll die Anzahl der Tempo-30-Zonen deutlich erweitert werden, auf neun Straßen sollen zudem Durchfahrtverbote für Dieselfahrzeuge der Abgasnorm Euro 5/V oder schlechter gelten.

Beim Feinstaub, der laut Wissenschaft deutlich gesundheitsschädlicher ist als NO2, wurde nach UBA-Daten an keiner Messstation der Tagesmittelwert von 50 µg/m³ Feinstaub an mehr als 35 Tagen überschritten.

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt aber nur maximal drei Tage jährlich mit dieser Konzentration. Das hielt in Berlin nur eine Messstation ein: die im Grunewald.

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