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Berlin: Mach mir den Lehmann

Die Helden der Nation auf dem Rücken: Trikots von Klose und Schweinsteiger gehen am besten, jetzt ist auch Ballack gefragt

Die Japaner wollten alle Ballack haben. Huth haben nur die Deutschen gekauft. Nezahat Yigit schaut auf ihre Strichliste und zieht Bilanz. Während der WM steht sie im Kaufhof am Alex und beschriftet T-Shirts. Nach knapp drei Wochen Trikot-Beflocken im Zeichen der Fußballweltmeisterschaft weiß sie, welche Spieler gefragt sind und welche eher auf der Bank bleiben. „Klose und Schweinsteiger, diese beiden musste ich am häufigsten draufschreiben.“ Ballack habe erst seit dem Viertelfinale wieder zur Spitzengruppe aufgeschlossen.

Lange und komplizierte Namen wie Schweinsteiger, Podolski oder Schneider hat sie schon als komplette Vorlage. Bei den anderen geht es Buchstabe um Buchstabe. Huth und Lahm sind einfach. Kahn auch, aber den wollten bislang nur zwei Fans. Knapp 100 Trikots beschreibt Yigit durchschnittlich am Tag, etwa 60 Prozent davon sind von der deutschen Elf.

„Schweinsteiger verkauft sich sehr gut“, erzählt auch Robert Herbold, Verkäufer in einem Touristenladen an der Ebertstraße. „Der Name ist so schön!“ Trikots wehen an seinem Stand wie Fahnen im Wind. Ballack laufe inzwischen auch, „obwohl der ja gar nicht so toll spielt.“ In den ersten beiden Wochen lag der Kapitän allerdings wie Blei auf den Tischen. Herbold hat auf gut Glück nur die Rückennummern 13 und 7 eingekauft, nach den anderen frage keiner, erklärt er.

Der Einzug der Deutschen ins Halbfinale hatte im Adidas-Shop an der Tauentzienstraße bislang kaum Auswirkungen auf den Trikotverkauf. Hier hat man nur Ballack für 74,95 Euro vorrätig, mit den Namen der anderen Spieler werden Trikots nur auf Verlangen beflockt, das macht dann noch einmal 15 Euro zu den 70 Euro fürs Trikot. Eine besondere Nachfrage nach Lehmann, dem Helden des Elf-Meter-Duells, kann der befragte Verkäufer nicht feststellen, der Verkauf laufe normal, gerade zweimal sei der Torwart an diesem Samstag bis zum Nachmittag verlangt worden. Ein gewisser Anstieg der Verkaufszahlen sei nur bei Klose und Lahm zu verzeichnen. Das Beflocken sollte laut einem Hinweisschild etwa 30 Minuten dauern, eine handgeschriebene Ergänzung korrigiert das: „Z. Zt. dauert es leider etwas länger“.

Insgesamt will Adidas bislang 1,5 Millionen Trikots der Nationalmannschaft verkauft haben. In den offiziellen Fifa-Shops auf der Fanmeile sind die Trikots der deutschen Mannschaft schon seit fast einer Woche ausverkauft. Pünktlich zum Spiel am Freitag war Nachschub angekündigt worden. Auch die Kleiderstangen im Adidas-Laden in der Münzstraße sind ziemlich leergeräumt. Die Trikots gibt’s hier nur in der modischen Variante: Einige Restexemplare mit der Aufschrift „Der Bomber“ und „Der Kaiser“ hängen noch.

Fußball-Nostalgiker werden aber nicht nur dort fündig. Auch Nezahat Yigit kann weiterhelfen, für zehn Euro pro Spielername und fünf pro Rückenziffer bringt sie auch pensionierte Nationalkicker aufs atmungsaktive weiße Shirt. „Neulich wollte jemand Scholl, Mehmet Scholl. Aus Protest.“ Er wolle ein Zeichen setzen, habe der Käufer gesagt.

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