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Berlin: Macht Köpfen dumm, Herr Professor?

Niederländische Ärzte warnen vor dauerhaften Gehirnschäden durch Kopfballspielen und fordern Helmpflicht auf dem Platz. Ist das nun Quatsch oder bitterer Ernst?

Niederländische Ärzte warnen vor dauerhaften Gehirnschäden durch Kopfballspielen und fordern Helmpflicht auf dem Platz. Ist das nun Quatsch oder bitterer Ernst? Was sagen Experten dazu?

Der Tübinger Neurologe Hans-Peter Thier beschäftigt sich seit Jahren mit dieser Frage, sie ist zu einer Art „Steckenpferd“ geworden, sagt er, seit er im Zusammenhang mit anderen Forschungen zufällig auf das Problem gestoßen war. Er kennt alle aktuellen Studien und sagt: „Ein Schuss gegen den Kopf aus kurzer Distanz und mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 Stundenkilometern kann durchaus schädlich sein. An der Stelle des Aufpralls drückt der Schädelknochen gegen das Gehirn, auf der anderen Seite des Kopfs wird der Schädel vom Gehirn weggedrückt, wodurch ein Vakuum entsteht. An diesen beiden Punkten zerreißen Blutgefäße, was dazu führen kann, dass angrenzende Gehirnzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und absterben. Allerdings betrifft das nur Schüsse aus nächster Nähe, die der Spieler nicht kommen sieht.“ Gleiches gelte für Zusammenstöße mit Gegenspielern oder Torpfosten. Andere Studien haben ergeben: Wer zehn Jahre lang regelmäßig Fußball spielt, zieht sich außerdem mit 50 Prozent Wahrscheinlichkeit mindestens einmal eine Gehirnerschütterung zu.

Ein bewusst ausgeführter Kopfball sei dagegen völlig harmlos, sagt Thier. Denn wenn der Spieler dabei seine Nackenmuskeln anspannt, bilden Kopf und Körper eine Einheit. Dann trifft der Ball nicht auf zwei Kilo Kopf, sondern auf das Gewicht des ganzen Spielers und kann keinen Schaden anrichten. Der Druck, der so auf den Schädel wirkt, ist nicht viel höher als bei manchen Alltagsbewegungen, zum Beispiel bei heftigem Kopfnicken.

Etwas anderes ist es aber bei Kindern, die viel Fußball spielen. Weil Kinder weniger wiegen, sollten sie auch mit leichteren Bällen spielen, sagt der Experte. Und auf keinen Fall mit Bällen, die sich bei Regen vollsaugen können und dadurch schwerer werden.sle

Hans-Peter Thi er, 52, ist Hirnforscher und Leiter der Kognitiven Neurologie am Hertie-Institut der Uni Tübingen. Er weiß, was passiert, wenn Köpfe köpfen.

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