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Berlin: „Made in Berlin“ verkauft sich wieder Es gibt Anzeichen für eine Erholung. Die Industrie hat sich gesund geschrumpft, sagen Forscher

Nach Jahren des Niedergangs mehren sich die Anzeichen dafür, dass die Berliner Industrie wieder weltweit wettbewerbsfähig ist. Seit der Wiedervereinigung wurden in Berlin zwar 250000 industrielle Arbeitsplätze abgebaut.

Nach Jahren des Niedergangs mehren sich die Anzeichen dafür, dass die Berliner Industrie wieder weltweit wettbewerbsfähig ist. Seit der Wiedervereinigung wurden in Berlin zwar 250000 industrielle Arbeitsplätze abgebaut. „Doch dieser dramatische Schrumpfungsprozess ging mit einer durchgreifenden qualitativen Erneuerung einher, die bereits nachweisbare Erfolge zeigt“, befindet eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (FHTW). Darauf scheinen auch aktuelle Erfolge Berliner Unternehmen beim Außenhandel hinzudeuten.

In den ersten neun Monaten des Jahres 2004 exportierte Berlin fast zehn Prozent mehr Waren als im Vorjahreszeitraum. Produkte im Wert von 7,9 Milliarden Euro wurden ausgeführt, ein Plus von 670 Millionen Euro, wie das statistische Landesamt ermittelt hat. Damit konnte sich Berlin beim Wachstum im Vergleich zu anderen Bundesländern gut behaupten. In den vergangenen Jahren lag Berlin oft unter dem Bundesschnitt. Wegen der gefüllten Auftragsbücher sind auch die Aussichten der Industrie für 2005 gut.

„Die Entwicklung scheint unsere These zu bestätigen, dass die Berliner Industrie am Ende des Schrumpfungsprozesses angekommen ist“, sagt Stefan Siebner, Sprecher der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK). Er ist optimistisch – trotz aktueller Negativ-Meldungen wie dem Arbeitsplatzabbau beim Fahrzeughersteller Bombardier in Henningsdorf. „Die Industrie ist jetzt kleiner, aber feiner und weltweit wettbewerbsfähig“, sagt Siebner. Für den Standort Berlin spreche beispielsweise, dass Daimler-Chrysler neue Motoren in Marienfelde bauen lasse, oder dass Siemens entschieden habe, seinen Deutschland-Vertrieb von Berlin aus zu steuern.

Trotz der sinkenden Bedeutung der Industrie seit der Wiedervereinigung habe sie weiterhin einen wichtigen Anteil am gesamtwirtschaftlichen Wachstum der Stadt, betont IHK-Sprecher Siebner. Von Januar bis Juni 2004 wuchs die gesamte Berliner Wirtschaft um 0,8 Prozent – das ist das erste kleine Plus seit dem Jahr 2000.

„Es wurde viel über Berlin als Dienstleistungsmetropole geredet“, sagt Martin Gornig, vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin. „Aber stabiles Wachstum und neue Arbeitsplätze entstehen meist aus einer Verflechtung von Produktion und Dienstleistungen, etwa im Bereich der Gesundheitswirtschaft.“ Dass in Berlin Arbeitsplätze insbesondere bei hoch qualifizierten Dienstleistungen entstehen, hatte bereits eine im Sommer veröffentlichte Studie belegt.

Die Modernisierung der Industrie erfolgt oft als Neuanfang: Zwei von drei Betrieben in der Stadt sind der Studie zufolge noch keine zehn Jahre alt. Sie stellen aber schon 28 Prozent der Arbeitsplätze und 17 Prozent der Investitionen. Die Basis für einen neuerlichen Aufschwung, befinden die FHTW-Forscher, sei damit gelegt. Ein Risiko aber bleibt: Junge Firmen haben wenig Rücklagen und müssen bei schlechter Konjunkturlage oft als Erste aufgeben.

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