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Berlin: Märchenhaft

Es war einmal eine Zeit, da war dies die Stadt der Zäune und Mauern. Quer hindurch hatte man sie gezogen, erst in bescheidener Höhe, dann immer höher und unüberwindbarer.

Es war einmal eine Zeit, da war dies die Stadt der Zäune und Mauern. Quer hindurch hatte man sie gezogen, erst in bescheidener Höhe, dann immer höher und unüberwindbarer. Sie waren alles andere als märchenhaft, schnitten die Menschen vom Leben ab, zerstückelten ihre Straßen und Plätze, engten das Wachstum ein, so dass die Stadt fast verdorrte und nur am Tropf zu überleben vermochte. Dann fielen Mauern wie Zäune, alles erblühte, Brunnen begannen wieder zu fließen, wurden gepflegt und ihre Wunden aus Mauerzeiten geheilt, dass es eine wahre Freude war. Hätte man ahnen können, dass wir einmal einem neuen Zaun entgegenfiebern würden? Nicht einem großen, die ganze Stadt teilenden, aber doch einem stabilen, nachts gar beleuchteten Bauwerk. Nun freilich sollte es nicht Leben ausgrenzen, sondern gerade umgekehrt erblühen lassen, begleitet von unentwegtem Wasserrauschen, Kinderlachen und Entengeschnatter. Doch nein, leider kein Zaun in Sicht, und so bleibt der Traum vom Brunnen im Friedrichshain vorerst ein frommes Märchen.

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