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Berlin: Magie des Abschieds

Mit dem Bären-Dinner für die Sieger fiel die letzte Klappe der Berlinale

Die wohl höchste Star-Dichte der ganzen Berlinale verzeichnete das „Borchardt“ in der Abschiedsnacht bei Dieter Kosslicks Bären-Dinner. Jury-Präsidentin Charlotte Rampling blieb bis nachts um halb zwei und trug immer noch ihr schönes, vorne lang und hinten kurz geschnittenes Abendkleid. Überall auf den weißgedeckten Tischen strahlten die Silbernen Bären, und auf einem, ganz hinten im Raum, auch der Goldene. Die bosnische Regisseurin Jasmila Zbanic aus Sarajewo im langen glitzrig dunkelroten Abendkleid wurde bei ihrer Ankunft mit riesigem Applaus empfangen und konnte es immer noch nicht fassen: „Es war doch schon eine Ehre, dabei zu sein!“ Und dann gleich der Goldene Bär. Trotzdem hofft sie, dass sich an ihrem Leben nicht allzu viel ändern wird. „Nur, dass man nicht mehr drei Jahre um Geld kämpfen muss für einen Film ...“

Da diesmal die Preise erst während der abendlichen Zeremonie bekannt gegeben wurden, waren die Emotionen noch frisch und unverwässert, die Stimmung dementsprechend ausgelassen. Dass Jury und Gewinner die Spannung gemeinsam auflösen konnten, gab der Abschlussparty eine besondere Magie. Moritz Bleibtreu, Oskar Roehler, Jürgen Vogel, Wim Wenders, Armin Müller-Stahl, Roberto Begnini und Michael Winterbottom ließen bei Flusskrebsen mit Avocadorelish und Supreme vom Bressehuhn nicht nur magische Momente Revue passieren, sondern schmiedeten zum Teil auch Pläne für künftige Filmereignisse. Natürlich ging es auch um die Lieblingsfilme der vergangenen Woche, für Walter Momper war das „A Prairie Home Compagnon“, für Ex-Politiker und Anwalt Rezzo Schlauch von Anfang an den Siegerfilm „Grbavica“, weil der „politisch ist, „aber nicht mit dem Holzhammer“.

Die als beste Darstellerin ausgezeichnete Sandra Hüller musste, weil sie derzeit in der Schweiz Theater spielt, schon vergleichsweise früh aufbrechen, also gegen halb zwölf. Ihr schönster Moment während des Festivals? „Als mir Dieter Kosslick seinen Talisman geliehen hat.“ Was das war, wollte sie dann aber nicht preisgeben. Später verriet er es selber. Ein Mandala von den buddhistischen Mönchen aus Bhutan. Kleine Gesten haben große Wirkung, wer so viele schöne Diven herzt und küsst wie Dieter Kosslick, weiß das ohnehin. Schon der Segen der Mönche hat ihm Auftrieb gegeben, hinzu kam, dass er seinen Talisman in der Abschiedsnacht zurückerhielt: „Ich war noch nie von so vielen glücklichen Menschen umgeben“, sagte er. Und dass er nicht gedacht hätte, dass die Schauspieler aus dem Guantanamo-Film ihre Telefonnummern mit Nina Hagen tauschen würden.

Deren blaue Haare passten im Übrigen gut zu Klaus Wowereits rotem Hemd. Aber der Regierende Bürgermeister hatte rasch nach seiner Ankunft ein anderes Ziel. Während sein Lebenspartner Jörn Kubicki während der Berlinale dem George-Clooney-Sog gefolgt ist, hat er den zweifach ausgezeichneten dänischen Film „En Soap“ angeschaut und zeigte seinen Stolz über so viel Instinkt ganz offen. „Ich fand den so toll, dass ich die ganze Zeit davon geschwärmt habe.“ Das wollte er unbedingt Regisseurin Pernille Fischer Christensen sagen, die im hellgrünen Kleid versonnen in die Gegend schaute. Die Tatsache, dass der große Preis der Jury gleichzeitig an einen dänischen und einen iranischen Film gegangen war, begeisterte nicht nur Festivalchef Dieter Kosslick und bestimmte teilweise das Nachtgespräch.

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