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Sürücü

© Uwe Steinert

Mahnwache: "Wir haben dich nicht vergessen"

Vor drei Jahren wurde die junge Türkin Hatun Sürücü von ihrem Bruder ermordet. Am Donnerstag fand eine Mahnwache in Gedenken an sie statt.

„Sie wollte nur ein ganz normales Leben führen, eine gute Arbeit haben, Freundschaften führen. Warum konnte diese junge Frau ihre Träume nicht wahrmachen? Warum musste sie dafür mit dem Leben bezahlen?“ Es wurde sehr still bei den Zuhörern, als der Tempelhof-Schöneberger Bezirksbürgermeister Ekkehard Band (SPD) gestern diese Worte an genau der Stelle sprach, an der am 7. Februar 2005 Hatun Sürücü in der Oberlandstraße von ihrem jüngsten Bruder wegen ihres westlichen Lebensstils erschossen wurde.

In Gedenken an die junge Frau, Mutter des kleinen Sohnes Can, versammelten sich gestern am dritten Jahrestag des Verbrechens Politiker, Freunde und Vertreter von Türkischem Bund und der Türkischen Gemeinde in Deutschland und legten Kränze nieder. Ein Gebinde trug die Aufschrift: „Wir haben dich nicht vergessen, Hatun!“ Hatun Sürücü wurde 1982 in Berlin als Tochter strenggläubiger Kurden aus Ostanatolien geboren. Die Eltern nahmen sie mit 15 Jahren vom Gymnasium und verheirateten sie in der Türkei. Hatun wehrte sich Jahre später gegen dieses nicht selbstbestimmte Leben, zog in eine eigene Wohnung und begann eine Ausbildung – bis ihr Bruder Ayhan sie ermordete.

Im April 2006 wurde Ayhan Sürücü wegen Mordes zu fast zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Die Brüder Mutlu und Alpaslan wurden freigesprochen. Nach einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs muss der Prozess nun neu aufgerollt werden.

Nach dem Mord gründeten Freunde von Hatun Sürücü den Verein „Hatun und Can e.V.“, der bisher mehr als 100 Frauen vor Zwangsehen und Verfolgung durch die Familien gerettet hatte. Fördergelder hat der Verein bisher nicht erhalten, doch sagte Integrationssenatorin Heidi Knake-Werner (Linke) gestern zu, sie werde einen Antrag „gerne prüfen“. Auch eine schon 2007 von der Bezirksverordnetenversammlung beschlossene Gedenktafel soll bald an der Oberlandstraße angebracht werden. Bürgermeister Band sagte, dies sei „ab sofort Chefsache“. (sib)

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