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Berlin: Mai-Salon: Neuer Blick auf die Altstadt Köpenick - Künstler stellen in der Öffentlichkeit aus

Verwundert bleiben die Leute vor der Investitionsruine an der Grünstraße stehen. Stimmengewirr dringt aus dem halbfertigen Gebäude.

Verwundert bleiben die Leute vor der Investitionsruine an der Grünstraße stehen. Stimmengewirr dringt aus dem halbfertigen Gebäude. Teller klappern, Kinder und Erwachsene unterhalten sich. Die Geräusche kommen aus den offenen Fenstern der seit Jahren verlassenen Baustelle - das noch bis Ende August. Denn diese Klanginstallation gehört zu den 18 "Stadtkunstprojekten", die zum 4. Köpenicker Mai-Salon in der Altstadt zu finden sind.

Mit seiner Installation will das Künstlerehepaar Roswitha von den Driesch und Jens-Uwe Dyffort auf das Problem der vielen Brachflächen und Abrisshäuser auf der Altstadtinsel aufmerksam machen. Das ist nur eines der Anliegen des gemeinsam vom Kulturamt, den Altstadtmanagern und dem Kulturwerk Oberschöneweide organisierten, 16-wöchigen Spektakels. "Wir wollen, dass die Köpenicker und Besucher einen anderen Blick auf die Altstadt bekommen", sagt Citymanager Jörg Leutloff. Der öffentliche Raum, in dem etwa die Hälfte der Kunstwerke aufgebaut wurde, soll zum Treffpunkt und Kommunikationsort werden.

So kann jetzt das brachliegende Grundstück der ehemaligen Synagoge in der Freiheit 8 betreten und völlig neu erlebt werden. Der Künstler Richard Posner hat dort einen "Wider-Haken-Kräuter-Garten" aufgebaut: ein 12 mal 24 Meter großes Gebilde aus Heu, Kompost, Kräutern und zehn Tonnen Glasscherben. Mit Blick auf einen hochhängenden, gewölbten Spiegel offenbart sich die besondere Form des Kunstwerkes. Posner lässt das 7000 Jahre alte Swastika-Symbol, ein Fruchtbarkeitszeichen aus dem Sanskrit, und das Hakenkreuz überschneiden. Der Künstler hofft auf eine Auseinandersetzung mit der Geschichte, den Symbolen von Gut und Böse, an diesem Ort.

Ganz in der Nähe, an der Freiheit 6, wurde im Rahmen der großangelegten Ausstellung eine Baulücke geschlossen. Weißes Kunststoffseil dient hier als Fassade für ein "gesponnenes Haus". Dachstreben, Fenster und Türen wurden zusammengeknotet. Im Gebäude gegenüber, in der ehemaligen Textilspinnerei, dokumentiert Bianka Craanen anschaulich die Geschichte Köpenicks als Waschküche Berlins. 1335 bunte Plastik-Eimer hat die Künstlerin in der Werkshalle aufgebaut und mit Spreewasser gefüllt. Das war allerdings schon Ende Mai, als der erste Teil des "Mai-Salons" eröffnet wurde. Inzwischen ist das Wasser teilweise verdunstet, und Bianka Craanen musste deshalb gestern nachfüllen. Wie ein schillernder Farbteppich funkeln die Behälter jetzt wieder im Licht.

Die Reaktionen der Besucher seien bislang durchweg positiv gewesen, erzählt sie. Wenn morgen Abend gegen 22.30 Uhr die Künstlerin Liz Crossley offiziell den zweiten Teil des Stadtkunst-Projektes eröffnet, wird die Altstadt nicht wiederzuerkennen sein: Für eine halbe Stunde will die Südafrikanerin vom Wasser aus das Gebiet in ein Meer von Farben und Formen verwandeln. bey

Weiteres zum Thema unter: www.stadtkunstprojekte.

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