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Blick auf den Bundesrat. Aus der glasüberdachten Passage der „Mall of Berlin“ schaut man auf den Sitz der Länderkammer in der Leipziger Straße.

© Doris Spiekermann-Klaas

„Mall of Berlin“ in Berlin-Mitte: Endspurt am Leipziger Platz

Nachts werden Fliesen verlegt, tagsüber Läden ausgebaut: Am 30. Mai um 6.30 Uhr soll das Einkaufszentrum am Leipziger Platz eröffnen. Etwa 2000 Arbeiter sind dafür im Einsatz. Ein Baustellenbesuch.

Jetzt steht der Termin fest für eines der größten Shoppingcenter Berlins: Am 30. Mai um 6.30 Uhr soll die „Mall of Berlin“ am Leipziger Platz mit rund 270 Läden und Lokalen aufmachen. Das ist etwa einen Monat später als zuletzt vom Bauherren Harald Huth erhofft, passt aber noch zum ursprünglich angekündigten Eröffnungstermin „im Frühjahr 2014“. Besucht man die Baustelle, scheint es allerdings kaum vorstellbar, dass alles bis dahin fertig wird. Andererseits gilt das für die meisten großen Projekte. Und so sieht es auch Bauleiter Andreas Fettchenhauer, der Huth seit rund 20 Jahren kennt; er war beteiligt am Bau der Neuköllner Gropius-Passagen und des Steglitzer Centers „Das Schloss“. Am Leipziger Platz investieren Huth und arabische Finanzpartner etwa 800 Millionen Euro. Zum Projekt gehören auch Büros, Wohnungen und ein Hotel.

98 Prozent der Flächen sind vermietet, man sieht es nur noch nicht

Trotz Termindrucks wirkt der Bauleiter im Center gelassen und gut gelaunt. Bisher seien 80 Prozent der Läden den Mietern übergeben worden, sagt er. Einzelne Geschäfte haben mit dem Innenausbau begonnen. Die Vermarktung der Toplage war das geringste Problem. 98 Prozent der Flächen sollen vermietet sein.

Er hat die Ruhe weg. Bauleiter Andreas Fettchenhauer ist optimistisch, dass der Eröffnungstermin eingehalten werden kann.
Er hat die Ruhe weg. Bauleiter Andreas Fettchenhauer ist optimistisch, dass der Eröffnungstermin eingehalten werden kann.

© Doris Spiekermann-Klaas

Fettchenhauer beginnt den Rundgang im hinteren Teil des Centers an der Ecke Voß- und Wilhelmstraße. Dort entsteht ein runder Lichthof, der auch „Event-Rotunde“ heißt, weil es dort gelegentlich Veranstaltungen geben soll. Unter dem Boden versteckt ist eine ausfahrbare Bühne. Rundum stapelt sich Baumaterial. Anders als üblich müsse man es innen lagern, bedauert Fettchenhauer, „man behindert sich oft selbst“. Draußen gebe es kaum Platz: „Die Citylage ist eine extreme logistische Herausforderung.“ Mitte Mai sei die Rotunde frei.

Einer der Hauptmieter dort ist Sportscheck. Von der Inneneinrichtung ist nichts zu sehen, auf den ersten Blick sehen die Räume wie Rohbauten aus. Tatsächlich seien sie aber „schlüsselfertig ausgebaut“, sagt Fettchenhauer. In den meisten Gängen sei auch der Fußboden fertig, wegen der schützenden Platten über den Fliesen sehe man das nur nicht. Die Fliesenleger sind auch nachts tätig, während die meisten anderen Arbeiter gegen 20 Uhr Schluss machen. Insgesamt seien durchschnittlich 2000 Menschen täglich im Einsatz, sagt der Bauleiter. Deshalb werde es schon bald ganz anders aussehen: „Mit 4000 Händen bekommt man ordentlich was weg.“

Im kalten Februar und März 2013 sei erst das Erdgeschoss des Rohbaus betoniert worden, erinnert sich Fettchenhauer, angesichts dessen seien die Fortschritte doch beachtlich. Natürlich habe es Probleme gegeben, „wie auf jeder Baustelle“. Eine böse Überraschung war die Insolvenz des Haustechnikplaners. Die Firma habe erhebliche Mängel hinterlassen, man habe einige Leitungen und Rohre umplanen müssen. Dagegen sei der in einer Rundmail an die Mieter erwähnte Urlaub eines Brandschutzexperten der Feuerwehr nebensächlich gewesen. „Der war nur eine Woche weg.“

Am Übergang zum Hauptgebäude am Leipziger Platz 12 gestalten Mitarbeiter des Herrenausstatters Wormland das Innere, die Bauarbeiter des Centers sind schon weg. Trotzdem ähnelt der Laden auch einem Rohbau. „Das sieht nur so aus“, erklärt Fettchenhauer, der unfertige Eindruck sei gewollt.

Unterm Glasdach wird es im Winter ungemütlich – geplant war das so nicht

Der auffälligste Teil des Centers ist die glasüberdachte Passage, die auch als Durchgang zwischen der Leipziger Straße und der Voßstraße dienen wird. Oben gibt es Fußgängerbrücken. Dort ist die Aussicht auf die Umgebung fotogen, in Richtung Leipziger Straße blickt man auf das Gebäude des Bundesrats. Absehbar ist jedoch, dass es im Winter kalt wird in der Passage. Ursprünglich wollte Bauherr Huth diese beiderseits durch Glaswände schützen. Doch Senatsbaudirektorin Regula Lüscher sprach sich dagegen aus. Aus der Stadtentwicklungsverwaltung heißt es, Lüscher äußere Wünsche, ordne aber nichts an. Bauleiter Fettchenhauer kann zu den Hintergründen nichts sagen, bedauert aber, dass die Lokale nun bei schlechtem Wetter kaum noch Tische und Stühle herausstellen könnten. Im Winter sei „die Gastronomie tot“ unter dem großen Glasdach.

Weil von den Läden noch wenig zu sehen ist, freut sich der Bauleiter über kleine Zeichen des Fortschritts und weist im Vorübergehen darauf hin, dass im Reisebüro „Wörlitz Tourist“ schon Möbel stehen. Zierelemente in den Gängen sehen täuschend echt wie Holz aus. Aus Brandschutzgründen bestehen sie aber aus Aluminium, was man erst merkt, wenn man sie berührt. In anderen Gängen wurde auch echtes Holz verbaut.

Fotos zeigen die alten Zeiten mit dem Warenhaus Wertheim

Am Leipziger Platz stand früher das berühmte Wertheim-Warenhaus, es galt als eines der schönsten in Europa. In den Gängen erinnern alte Schwarz-Weiß-Fotos an die Historie der Umgebung. Auch Säulen mit kleinen bunten Fliesen erwecken den Eindruck der klassischen Moderne. Die Architektur ist nicht so verspielt wie im Steglitzer „Schloss“–Center.

Jetzt steht Bauherr Huth unter besonderem Zeitdruck, schließlich muss er bald auch die Werbekampagne starten. Die Centerbauten an sich bekomme man bis zum 30. Mai fertig, glaubt Bauleiter Fettchenhauer. Eher schon könne es für Läden knapp werden mit der kompletten Inneneinrichtung.

Eine leitende Mitarbeiterin eines mittelständischen Ladens, der nicht namentlich genannt werden will, beklagt „seit Monaten ein großes Chaos – auch unter den Generalübernehmern und sonstigen Subunternehmern“. Dadurch sei die eigene Ausbauplanung mit Dienstleistern sehr kompliziert: „Mehrfach wurde uns ein voraussichtlicher Eröffnungstermin genannt und wieder verschoben.“ Weniger Sorgen macht sich Geschäftsführer Stefan Krause von „Vita Fresh“. Die Berliner Firma verkauft ihre Snacks schon im Alexa am Alexanderplatz. Großprojekte in der Stadtmitte seien „logistisch immer eine enorme Herausforderung“.

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