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Berlin: Man sieht den Wald vor Wegen nicht

Der Tiergarten wird für fünf Millionen Euro verschönert. Sichtachsen, ein Teich – wie zu Lennés Zeiten

Gut einen Monat nach der Eröffnung des Tiergartentunnels sind die Bauarbeiten zur Verschönerung des östlichen Tiergartens in vollem Gang. Entlang der Lenné- und der Tiergartenstraße wird derzeit eine breite Promenade angelegt, auch die Wiederherstellung des Ahornsteigs, einer Querallee zwischen Brandenburger Tor und Tiergartenstraße, hat begonnen. Die Trasse der Entlastungsstraße zwischen Straße des 17. Juni und Kemperplatz kreuzt jedoch nach wie vor den Park. „Mit dem Abriss wird nach der Fußball-WM begonnen“, sagt die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung, Manuela Damianakis.

Nach der Entscheidung, die Fanmeile auf die Straße des 17. Juni zu verlegen, wurde der Rückbau der Entlastungsstraße noch einmal vertragt. Sie soll während der WM für Notfälle bleiben, damit Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr bei Bedarf schneller an die Fanmeile herankommen können. Im Sommer soll dann der Abriss der Straße beginnen und die Schönheitskur für den Park noch einmal an Schwung gewinnen. Derzeit ist die für Autos gesperrte Straße der wohl breiteste Rad- und Fußweg in der Innenstadt.

Insgesamt soll die Wiederherstellung des östlichen Tiergartens auf der Grundlage der Pläne von Peter Joseph Lenné fünf Millionen Euro kosten. Dafür hat die Stadt eigentlich kein Geld, steckt aber Summen, die aus Ausgleichsmaßnahmen kommen, in die Umgestaltung des Parks. Zum Beispiel zahlen die Investoren, die auf dem Köbis-Dreieck am südlichen Tiergartenrand die Deutschlandzentrale der Unternehmensberatung KPMG und weitere Wohn- und Bürogebäude errichtet haben, rund 240 000 Euro für den Tiergarten.

Nach Protesten von Umwelt- und Naturschützern fällt die Schönheitskur allerdings nicht mehr ganz so umfassend aus wie zunächst geplant. Bei der Wiederherstellung der Sichtachsen und Querverbindungen durch den Park sollten ursprünglich hunderte Bäume gefällt werden. Jetzt bleiben viele von ihnen stehen.

Das bedeutet zum Beispiel für die Promenade an der Lenné- und der Tiergartenstraße, dass sie nicht immer schnurgerade verläuft und dass auf dem Weg auch Bäume stehen werden. „An einigen Stellen führen wir die Promenade etwas weiter von der Straße weg“, erklärt Mittes Baustadträtin Dorothee Dubrau (Grüne), „damit wir nicht ganz so viele Bäume fällen müssen“.

Die größten Veränderungen betreffen die von Trampelpfaden durchzogenen Langgraswiesen zwischen der Entlastungs- und der Ebertstraße. Wie der restliche Tiergarten auch, war der Park bei Kriegsende hier fast vollständig abgeholzt und in den fünfziger Jahren neu gestaltet worden. Er entspricht nach Meinung der Gartendenkmalpfleger aber nicht mehr den Anforderungen an eine innerstädtische Parkanlage.

Vorgesehen ist, die Queralleen wiederherzustellen, so dass eine direkte Verbindung vom Sony-Center zum Reichstag entsteht. Auch der Goldfischteich, der etwa 15 Meter von der Entlastungsstraße entfernt liegt, soll nach historischem Vorbild wieder hergerichtet werden.

Auf einer Lichtung an der Ebertstraße, gegenüber dem Holocaust-Mahnmal, soll in Kürze auch der Bau des Mahnmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen beginnen. Der Bund hat dafür 400 000 Euro bereitgestellt.

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