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Volle Kanne Manne. Schauspieler Manfred Krug swingt am Sonntag gemeinsam mit Jazzsängerin Uschi Brüning im Konzerthaus.

© Britta Pedersen/dpa

Manfred Krug im Konzerthaus Berlin: Auf zu Liebling Kreuzberg!

Liebling Kreuzberg ist wieder da: Singend und lesend tritt Manfred Krug gemeinsam mit Jazzsängerin Uschi Brüning im Konzerthaus auf. Unser Autor Bernd Matthies erklärt, warum er sich besonders darauf freut.

In diesen seltsamen Zeiten mag es angenehm sein, auf ein paar erfreuliche Menschen hinzuweisen, die uns nicht mehr jeden Tag begegnen, aber wenn, dann... Manfred Krug zum Beispiel. Er war in seiner DDR-Zeit ein wunderbar aufmüpfiger Schauspieler, verkörperte später im Westen den Tatort-Hauptkommissar Stoever in unvergesslich herzhafter Dreistigkeit, und als „Liebling Kreuzberg“, du liebe Güte, warum reden alle nur immer wieder über „Kir Royal“? Krug hat sich diesen schrägen Gesetzesartisten nach den Drehbüchern von Jurek Becker und Ulrich Plenzdorf dermaßen angeeignet, dass man auch in der x-ten Wiederholung staunend vor der Glotze sitzt, staunend über diese freche Virtuosität, die scheußlichen Krawatten und den ewigen Wackelpudding. Die fünf Staffeln haben mehr über das Berlin beiderseits der Wende ausgesagt als eine mittlere historische Bibliothek.

Warum die Erwähnung? Weil Manfred Krug, inzwischen 77 und nach schwerer Herzoperation schmal geworden, am morgigen Sonntag nachmittags im Konzerthaus auftritt, lesend und singend. Denn auch das war er ja, wie man beim Ansehen und -hören vieler Tatort-Folgen zumindest ahnte: ein virtuoser Sänger irgendwo zwischen Jazz und Schlager, der es in Sachen Schmelz und lässiger Eleganz leicht auf das ominöse Weltniveau brachte, das die DDR meist weit verfehlte. Nein, es war nicht alles schlecht, aber bei Krug war immer alles gut.

Und da wir gerade dabei sind: Zusammen mit ihm tritt auch Uschi Brüning auf. Das ist schon schwieriger für uns Wessis, weil diese wunderbare Jazzsängerin nun einmal in Ost-Berlin lebte und arbeitete. Manchmal, wenn man damals Glück hatte beim Hören des Berliner Rundfunks oder DT64 (oder wie immer diese Sender eben hießen), dann drang diese Stimme durch in den pfeffrig jazzmäßigen Arrangements der Bigband von Klaus Lenz und allerhand anderen Musiker. Sie hat sich, weil keine Schauspielerin, nicht so leichtfüßig ins Gesamtdeutsche eingefunden, blieb Geheimtipp.

Was also passiert da am Sonntag? Einer dieser raren Momente, in denen deutsche Geschichte sicht- und hörbar wird. Sollte man dabei sein.

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