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Berlin: Manhattan steht ihm nicht

Markus Klosseck hat genug von New York – und verlegt seine erfolgreiche Modefirma Aem’Kei nach Berlin

Noch muss Markus Klosseck das Navigationssystem in seinem Auto anschalten, wenn er durch Berlin fährt. Das wird bald nicht mehr nötig sein. Im September wechselt er mit seiner Modefirma Aem’Kei an die Spree. Ihm und seinen zehn Mitarbeitern steht ein aufwändiger Umzug bevor: Bis jetzt hatte das Label für Sports- und Streetwear seinen Hauptsitz in New York. Es ist nicht zu überhören, dass Klosseck über die Hälfte seines Lebens dort verbracht hat: Der 36-Jährige spricht mit starkem amerikanischen Akzent. Das klingt nicht aufgesetzt, sondern so, als wären bei ihm die Grenzen zwischen der deutschen und amerikanischen Kultur einfach verwischt: Direkt nach Abschluss der Schule ging der gebürtige Schwabe 1984 nach New York, um dort Film zu studieren. Klosseck arbeitete als Assistent für Fotografen wie Bruce Weber und Herb Ritts, fotografierte für Magazine wie „The Face“ und „Interview“ und drehte Musikvideos. Seine Modekarriere begann er 1995 mit dem Bedrucken von T-Shirts – ein klassischer Start für ein Streetwear-Label. 2002 war er Mitbegründer der New Yorker Modemesse „To be confirmed“. Seine Mode verkauft sich weltweit.

Und jetzt also Berlin: „Hier ist es nicht so versnobt wie in New York. Die Stadt ist so tough und unbeweglich, und in der Geschäftswelt wird scharf geschossen.“ In Berlin dagegen entwickle sich gerade aus dem Nichts eine neue Modeszene, begründet Klosseck seine Umzugspläne. Angeschoben wurden sie von der Modemesse Bread & Butter, auf der Aem’Kei an diesem Wochenende natürlich vertreten ist. Eines Tages würde sich der Neuberliner zudem gern einen Bauernhof in Brandenburg zulegen.

In diesen Tagen ist Markus Klosseck mit seiner älteren Schwester Birgit aber auch in Berlin unterwegs, um sich Büros anzuschauen. Irgendwo in der Schlesischen Straße in Kreuzberg wird die nächste Kollektion entstehen – da sind sie sich schon sicher. Die Entscheidung für Berlin wurde ihnen leicht gemacht: Die Wirtschaftsförderung zeigte den beiden über 100 Immobilien – fast zu viele, findet Markus Klosseck, der sich nun ein wenig Sorgen darüber macht, ob das Überangebot ein schlechtes Zeichen für die wirtschaftliche Perspektive Berlins sein könnte. Aber für düstere Gedanken ist es jetzt zu spät. Klosseck: „Es gibt kein Zurück, schließlich wollen wir von Anfang an dabei sein.“

Birgit Klosseck (40) hat erst vor einigen Monaten die kaufmännische Leitung von Aem‘Kei übernommen, vorher arbeitete sie bei einer Bank in München. „Wenn ich etwas verbocke, richtet sie das wieder“, sagt ihr Bruder, der für die kreativen Ideen zuständig ist. Durch seine Familie hat der Designer immer die Verbindung – auch die geschäftliche – nach Deutschland gehalten. Für sein New Yorker Label nutzte er den Vertrieb der baden-württembergischen Firma, die seiner Familie gehört: Die Rk Klosseck GmbH stellt seit 20 Jahren Wäsche für Männer her.

Wenn der Mietvertrag für die neue Aem’Kei-Zentrale unterschrieben ist, wartet schon die nächste Aufgabe: der eigene Laden. Bis jetzt kann man Aem’Kei in Berlin unter anderem bei Peek & Cloppenburg und im KaDeWe kaufen.

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