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Volle Drohnung: Phillip Strauch (rechts), Thomas Hebestreit und der Hexacopter.

© Georg Moritz

Marathon der Fluggeräte in Karlshorst: Drohnen können mehr als nur Militär

Der erste Marathon für Drohnen startet heute auf der Trabrennbahn. Denn die Geräte dürften unser Leben bald ganz schön verändern.

Wer in Neuseeland eine Pizza bestellt, bekommt sie bald per Drohne aus der Luft. Der Lieferdienst „Domino’s“ testete vor Kurzem ein entsprechendes Modell. In Zukunft soll das Standard sein. Drohnen revolutionieren unser Leben, hierzulande aber meist noch im Verborgenen. Das soll sich an diesem Sonntag ändern. Zum ersten Mal treten die insektenartigen Flieger in einem Wettbewerb vor Publikum gegeneinander an. Beim laut Veranstalter Dronemasters ersten Drohnen-Marathon der Welt – auf der Trabrennbahn Karlshorst.

Phillip Strauch steht breitbeinig auf einem vom Herbst gezeichneten Feld an der Stadtgrenze Berlins. Er blickt auf einen schwarzen Punkt am Himmel. Vor seiner Brust hängt ein schwarzer Kasten von seinen Schultern herab. Auf dessen Oberfläche sind 31 Knöpfe, Kippschalter und Regler. Mit Daumen und Zeigefinger bewegt er zwei Hebel wie bei einer Spielekonsole. Ruhig schwebt der schwarze Punkt vor den schweren Wolken über der kargen Landschaft. Der Wind weht stark. So stark, dass sich der dunkle Punkt, 100 Meter über dem braungrünen Gras, immer wieder sammeln muss. Er kämpft gegen den kühlen Wind und kehrt stets an seine ursprüngliche Position zurück. Der schwarze Punkt heißt G4, hat sechs Arme, einen gelben Deckel und ist fünf Kilogramm schwer. „Der Hexacopter ist unser Allrounder“, sagt Phillip Strauch von der Firma für Industriedrohnen Multirotor Service-Drohne. „Solange Hubschrauber bei starkem Wind starten können, können unsere Drohnen das auch.“

In der Wüste warten Drohnen die Solaranlage

Industriedrohnen sind vielseitig einsetzbare Mini-Helikopter, die gerade dabei sind, viele Arbeitsbereiche grundlegend zu verändern. „Dass wir alle bald unsere Pizza und Pakete aus der Luft erhalten, sehe ich nicht in naher Zukunft“, sagt Phillip Strauch. Das sei alleine rechtlich in Deutschland noch nicht möglich. „Aber im industriellen Bereich hat die Drohne schon viel verändert.“ So zum Beispiel bei der Wartung der 15 000 Quadratmeter großen Solaranlage in der Atacama-Wüste. Früher musste händisch kontrolliert werden, welche Solarpaneele defekt sind. Eine schier unendliche Aufgabe. Heute fliegt eine Drohne mit einer Wärmebildkamera binnen weniger Stunden über die gesamte Anlage und zeigt an, welches Panel ausgetauscht werden muss. Ganz automatisch.

Oder bei der Wasserrettung. Seit Kurzem besitzt die DLRG in Hamburg eine Drohne von den Drohnenbauern aus Berlin. Bei ihrem ersten Einsatz konnten vier Schwimmer aus dem Wasser gerettet werden. Eine Suche mit Hubschrauber oder Booten wäre teurer und langsamer gewesen. Und bei der Kriminalitätsbekämpfung. Als Ende August ein Rocker in Lichtenberg erschossen wurde, rückte die Polizei mit einem Octocopter – einer achtarmigen Drohne von Multirotor – zum Tatort an. Aus der Luft konnte die Drohne das Areal viel schneller vermessen und ein 3-D-Modell der Lage erstellen.

Jede Drohne erhält eine Flughöhe - die sie halten muss

„Drohnen sind eine Zukunftstechnologie. Wir dürfen das nicht verschlafen“, sagt Frank Wernecke, Gründer und Chef der Firma Dronemasters. „Um die tolle Technik sichtbar zu machen, haben wir uns den Drohnen-Marathon ausgedacht, das ist eine Weltpremiere.“ Zehn industrielle Drohnen werden am Sonntag 30 Runden um die Trabrennbahn Karlshorst fliegen – darunter die G4 von Multirotor. Alle Drohnen müssen während des Rennens ein Gewicht von mindestens 500 Gramm transportieren, also beispielsweise eine Kamera. Um Kollisionen zu vermeiden, bekommt jede Drohne eine bestimmte Flughöhe zugewiesen, die während des Wettkampfs gehalten werden muss. Das Rennen sei eine enorme Herausforderung für die Maschinen, sagt Wernecke. „In dieser Form hat das noch keiner gesehen. Die Motoren werden heiß, durch die Hitze könnten sich Teile verbiegen und die Akkus müssen immer wieder gewechselt werden. Das ist keine alltägliche Belastung“, sagt Wernecke stolz.

„Wir nehmen die Herausforderung an“, sagt Phillip Strauch. Nächste Woche will Multirotor eine neue Software veröffentlichen. „Vielleicht fliegen wir mit der ja schon am Sonntag“, deutet der Informatikkaufmann an. Was die Taktik beim Rennen angeht, hält sich Strauch bedeckt. „Da möchten wir uns nicht in die Karten schauen lassen“, sagt er.

Hilfe bei Naturkatastrophen

Über ihm sinkt langsam die Drohne herab. „Coming home“, sagt eine tiefe Computerstimme. Das Surren vermischt sich mit dem Rauschen des Windes. Ihm sei wichtig zu vermitteln, dass Drohnen nicht nur militärisch genutzt werden können. „Vor allem im zivilen und industriellen Bereich sehe ich die Zukunft von Drohnen“, sagt er. In strukturschwachen Gebieten oder nach Naturkatastrophen könnten Drohnen helfen, Medizin und Lebensmittel an schwer erreichbare Orte zu transportieren. Das Surren ist jetzt ganz nah. Staub wird durch die näher kommenden Propeller aufgewirbelt. Als das Propellergeräusch verstummt, ist da nur noch der Wind, der rauschend vorüberzieht und beständig an der Drohne ruckelt.

Dronemasters Dron-A-Thon, Sonntag von 10 bis 18 Uhr, Trabrennbahn Karlshorst, Treskowallee 129, Eintritt frei

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