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© Günter Peters

Marheineke-Markthalle: Fast nichts blieb, wie es war

Die Kreuzberger Marheineke-Markthalle wurde instandgesetzt und gestern neu eröffnet. Viele der alten Händler sind wieder dabei.

Dunkel und stickig war gestern. Jetzt ist die Marheineke-Markthalle lichtdurchflutet, die Wände weiß, der Fußboden hellgrau und die Marktstände allesamt umlagert. Seit gestern ist die runderneuerte Halle in Kreuzberg wieder geöffnet. Elf Monate hat die Berliner Großmarkt GmbH (BGM) sie instandsetzen und umbauen lassen und insgesamt 4,5 Millionen Euro investiert. Viele der alten Händler sind wieder dabei und freuen sich auf den Neuanfang. Bäcker, Fleischer, Obst- und Gemüsehändler – wahlweise auch in Öko –, Schuh- und Schlüsseldienst, Druckerpatronenhändler, Änderungsschneiderin, Öko-Stromanbieter – alle sind in der Halle vertreten. Die BGM führt nach eigenen Angaben sogar ein Warteliste. Der erste Nachrücker hat schon bald eine Chance, denn ein Stand war zur Eröffnung noch frei.

Bis zuletzt haben die Händler an ihren Ständen gewerkelt. Bärbel Lorenzen, die gerade ihre Freundinnen und Stammgäste mit Schnittchen und einem Glas Sekt an ihrem neuen Obststand begrüßt, ist nachts erst um kurz nach drei ins Bett gefallen, aber schon vor vier wieder aufgestanden. „50 Minuten habe ich geschlafen, aber mir geht’s wunderbar“, sagt sie. Wie sie hofft auch Fleischer Dieter Hoffmann, der nebenan Neuland-Ware verkauft, auf einen neuen Kunden-Schub: „In vier Wochen werden wir wissen, wie’s läuft“, sagt er. In der alten Halle standen zuletzt immer mehr Stände leer, mehrere Händler gaben auf.

Durch die Instandsetzung hofft BGM- Geschäftsführer Andreas Foidl, den Bestand der Markthalle gesichert zu haben. Darin unterstützten ihn mit ihren Grußworten zur Eröffnung auch Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) und Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne). Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) würdigte die Markthalle als „eine gute Gelegenheit, auch für Politiker, miteinander ins Gespräch zu kommen“.

Die Architekten Claudia Euler und Jan Dilling haben in der Halle fast nichts gelassen, wie es war. Die Südfassade ist jetzt von 14 großen Glasscheiben durchbrochen. Die Imbisshändler können im Sommer auch Stühle nach draußen stellen. Dadurch wird das bislang eher tote Ende der Bergmannstraße belebt, die abweisende Ziegelfassade, auf die man blickte, wenn man die Friesenstraße hinunterfuhr, wirkt nun freundlich und einladend. Statt mehrerer gleichgroßer Gänge gibt es nun einen großen Mittelgang, der sich im Zentrum weitet und als Marktplatz genutzt werden soll. Das ging zulasten des dritten Gangs, der deutlich schmaler ausfällt. Neu ist auch die Galerie unterm Dach, wo man vom Transfair-Café einen Blick hinunter in die Halle werfen kann.

Die Architekten hätten die Halle auch komplett abreißen und neu bauen können – sie steht nicht unter Denkmalschutz. Der ursprüngliche Bau aus dem 19. Jahrhundert war im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und nach der Kapitulation abgeräumt worden. Weil die Händler aber nicht aufgaben und 1947 übergangsweise nur in den erhaltenen Kellern weitermachten, wurde die Marheineke-Markthalle schließlich wieder aufgebaut.

Die jetzt abgeschlossene Sanierung hatte der Berliner Rechnungshof kritisiert, weil sie in seinen Augen nicht wirtschaftlich sei. Außerdem zogen die obersten Rechnungsprüfer in Frage, ob die Berliner Markthallen überhaupt noch durch einen steuergeldfinanzierten Landesbetrieb unterhalten werden sollten. Beides findet Senator Wolf kleinlich: „Es ist eine öffentliche Aufgabe, etwas für die Stadtentwicklung zu tun und gleichzeitig kleine Einzelhändler zu fördern.“

Ganz ohne öffentliche Förderung kommt die frisch gegründete Schülerfirma aus, die den Kunden der Marheineke-Markthalle die Einkäufe gegen Entgelt in große Teile Kreuzbergs und Tempelhofs nach Hause liefert. Die Fahrradkuriere vom Leibniz-Gymnasium und der Marie-Curie-Oberschule sind an drei Tagen in der Woche zur Stelle.

Öffnungszeiten: montags bis freitags von 8 bis 20, sonnabends 8 bis 16 Uhr; Gastronomie bis 22 Uhr. Die Schülerfirma liefert dienstags und freitags (16-18 Uhr) sowie samstags (14 bis 16 Uhr) für einen Euro pro angefangene fünf Kilogramm aus.

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