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Marode Bauten: In Berlin bröckeln nicht nur 79 Brücken

An 26 Bauwerken gibt es bereits Einschränkungen. Der Senat hat die Mängelliste jetzt erstmals veröffentlicht - von Autobahnbrücken, Fußgängerwegen und Tunnelanlagen.

Von den 1102 Brücken der Stadt, für die das Land zuständig ist, können derzeit 26 nur eingeschränkt genutzt werden, weil sie marode sind. Zum Teil sind Fahrspuren oder Gehwege gesperrt oder es gibt Gewichts- oder Geschwindigkeitsbegrenzungen. Wie seit Anfang des Jahres an der Freybrücke in Spandau, die nur noch von Fahrzeugen bis 18 Tonnen Gesamtgewicht passiert werden darf. Oder wie bei der Salvador-Allende-Brücke in Köpenick, auf der eine Fahrbahnseite zugemacht worden ist.

Eine jetzt veröffentlichte Liste, die die Senatsverkehrsverwaltung vorher nicht herausrücken wollte, nennt 40 Brücken, die durch einen Neubau ersetzt werden müssen. Weitere 39 haben bei Begutachtungen so schlechte Noten erhalten, dass sie instandgesetzt werden müssten. Ein Neubau ist laut Liste unter anderem bei der Brücke über der Albrechtstraße der Stadtautobahn A 103 (Westtangente) in Steglitz erforderlich sowie bei Rampen an den Autobahndreiecken Charlottenburg und Funkturm. Ersetzt werden müssen auch Brückenteile am Zehlendorfer Kleeblatt.

Auch der Autobahntunnel Ortskern Tegel steht auf der Liste

Auch die Lange Brücke in Köpenick steht im Neubauprogramm. Trotz einer Sanierung seien die Setzungen nicht aufgehalten worden, heißt es im Zustandsbericht. Und die vor Jahren errichtete Behelfsbrücke für den Gegenverkehr müsse bereits ständig instand gesetzt werden. Bei der Schulenburgbrücke in Spandau, für die schon eine Gewichtsbeschränkung besteht, könne in den nächsten drei Jahren eine Sperrung für Lastwagen nicht ausgeschlossen werden, heißt es weiter. Aber auch Tunnelanlagen sind enthalten: So sind unter anderem die Röhre Ortskern Tegel der Autobahn A 111 sowie die Unterführung am Adenauerplatz in der Liste enthalten. Sogar an dem für die U-Bahn gebauten, nach einer Umplanung aber nie genutzten Tunnel unter der Dresdener Straße in Kreuzberg gibt es erhebliche Baumängel.

Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Harald Moritz, der das Veröffentlichen der Liste durch eine Kleine Anfrage erreicht hat, fordert vom Senat, nicht nur mehr Geld, sondern auch mehr Personal bereit zu stellen, um Neubauten oder Instandsetzungen zügig planen und umsetzen zu können.

Auch Fußgänger müssen Umwege machen

Ähnlich äußerte sich der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Berlin-Brandenburg, Axel Wunschel. Bei einer Nutzungsdauer von hundert Jahren müssten statistisch jährlich mindestens elf Brücken erneuert werden. Im Doppelhaushalt seien aber nur fünf enthalten.

Im Haushalt sind nach Angaben der Verkehrsverwaltung jährlich 8,5 Millionen Euro für das Instandhalten von Brücken vorgesehen. Weitere 44 Millionen Euro können für Neubauten ausgegeben werden. Hinzu kommt Geld des Bundes, der unter anderem bei der Freybrücke den Hauptteil der Gesamtkosten in Höhe von 33 Millionen Euro trägt. Doch nicht nur Autofahrer leiden unter Brückenschäden. Auch Fußgänger müssen Umwege machen, weil Brücken für sie gesperrt sind. Die Löwenbrücke im Tiergarten ist seit 2009 verrammelt; ebenfalls bereits seit 2009 gesperrt ist auch die Teufelsbrücke im Park Glienicke.

Hier finden Sie die Senatsliste der sanierungsbedürftigen Berliner Bauwerke.

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