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Berlin: Marode U-Bahn: Stützpfeiler vier Zentimeter aus dem Lot - Sanierung kostet 20 Millionen Mark

Läppische vier Zentimeter verursachen bei der U-Bahn-Linie U 2 zwischen Senefelderplatz und Vinetastraße großen Ärger. Weil sich die Stützen der Hochbahn unzulässig weit geneigt haben, müssen die Rampen beim Übergang von der Tunnelstrecke zur Hochbahn saniert werden.

Läppische vier Zentimeter verursachen bei der U-Bahn-Linie U 2 zwischen Senefelderplatz und Vinetastraße großen Ärger. Weil sich die Stützen der Hochbahn unzulässig weit geneigt haben, müssen die Rampen beim Übergang von der Tunnelstrecke zur Hochbahn saniert werden. Der Abschnitt zwischen Senefelderplatz und Vinetastraße wird deshalb vom 10. Juli an zehn Wochen lang bis zum 16. September voll gesperrt. Fahrgäste müssen dann in Busse und Straßenbahnen umsteigen; für Autos gibt es ebenfalls weniger Platz. Etwa 20 Millionen Mark, zum größten Teil Bundeszuschüsse, werden die Arbeiten kosten.

Temperaturschwankungen, die in der zum Teil 87 Jahre alten Konstruktion nicht ausreichend berücksichtigt worden seien, haben nach Angaben von BVG-Vorstand Hans-Heino Dubenkropp dazu geführt, dass die massiven Widerlager aus Stein und die Stahlstützen sich geneigt haben. An den Rampenwänden zum Tunnel sind dadurch zudem Mauerteile abgefallen.

Für die Sanierung haben sich die Experten etwas Besonderes einfallen lassen: Die Viaduktkonstruktion wird einfach in ihre ursprüngliche Lage zurückgeschoben - ähnlich, wie einst der Kaisersaal des Hotels Esplanade auf dem Sony-Gelände am Potsdamer Platz auf Wanderschaft gegangen war. Was so banal klingt, erfordert jedoch auch bei der U-Bahn einen hohen Aufwand. Die Hochbahn muss dazu zunächst auf einer besonderen Konstruktion angehoben und gestützt werden, damit der Steinpfeiler abgerissen werden kann. Er erhält ein neues, größeres Fundament und wird dann mit den Originalsteinen wieder aufgebaut. Die Stahlkonstruktion selbst wird durch hydraulische Pressen ins Lot gebracht.

Die Schäden sind an beiden Rampen der Hochbahnstrecke entstanden. Entdeckt worden waren sie Mitte des vergangenen Jahres. Seither ließ die BVG die Anlagen ständig kontrollieren. Die Sicherheit sei jederzeit gewährleistet gewesen, sagte Dubenkropp gestern. Die Züge müssen seither hier langsamer fahren. Jetzt sei die Sanierung aber unumgänglich geworden.

Ursprünglich war sie bereits im Frühjahr vorgesehen. Damals wollte die BVG die Strecke sogar bis zum Potsdamer Platz sperren lassen, um weitere Abschnitte sanieren zu können. Dubenkropp entschied sich dann aber für die Ferienzeit, um so vielen Fahrgästen wie möglich das Umsteigen zu ersparen. Zudem verkürzte die BVG den Sperrabschnitt auf den Bereich Vinetastraße - Senefelderplatz. Dafür baut sie extra eine Weiche ein, damit die Züge auf diesem Bahnhof zur Rückfahrt starten können.

Aber auch Autofahrer werden die Arbeiten zu spüren bekommen. Um die Rampenwände erneuern zu können, muss die Straße aufgegraben werden. An der Rampe zum Bahnhof Vinetastraße müssen die unmittelbar daneben liegenden Gleise der Straßenbahn weiter auf die Fahrbahn verlegt werden. Nachts muss zudem zum Teil eine weitere Fahrspur gesperrt werden, so dass dann nur noch eine Spur für die Autos bleibt.

Weil die BVG auf jeden Fall mit Staus rechnet, verzichtet sie in diesem Bereich gleich auf einen Ersatzverkehr mit Bussen. Zwischen Vinetastraße und Schönhauser Allee müssen Fahrgäste mit der Straßenbahn fahren, weiter zum Senefelderplatz geht es dann mit Bussen.

Grundinstandgesetzt wird gleichzeitig der Bahnhof Schönhauser Allee, wo der Weg zwischen U- und S-Bahn durch den Ausbau von Stufen einfacher wird. Nach dem Mauerbau hatte die DDR dort eine Fahrtreppe vom S-Bahnhof Friedrichstraße einbauen lassen, die durch zusätzliche feste Stufen passend gemacht worden war. Jetzt wird es einen passenden Neubau geben. Außerdem bereitet die BVG den Einbau eines Aufzuges vor, der aber erst im nächsten Jahr kommen soll. Beendet sein werden die Arbeiten in diesem Bereich auch nach der Sperrung noch nicht. Erst in etwa drei Jahren sei die Sanierung komplett abgeschlossen, sagte Uwe Kutscher von der BVG-Bauleitung.

Zur Vorbereitung der kommenden Arbeiten gibt es bereits jetzt in den nächsten Nächten von 23 Uhr an Ersatzverkehr mit Bussen zwischen Alexanderplatz und Vinetastraße.

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