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Die Satiriker von "Die Partei" spielen bewusst mit Nazi-Symbolik

© dpa

Martin Sonneborn zum Fackelmarsch: "Die Partei" will NPD-Wähler locken

Mit Fackeln marschierten sie durch das Brandenburger Tor und skandierten "Mauerbau, das war schlau". Offen provokant gibt sich Berufssatiriker Martin Sonneborn von "Die Partei" und riskiert ein Gerichtsverfahren.

Martin Sonneborn und „Die Partei“ haben am Wochenende losgelegt. „Wir machen jetzt eine schmierige, populistische und billige Kampa“, sagt der Chef und Gründer der Partei, Martin Sonneborn, dem Tagesspiegel. Sonneborn ist der ehemalige Chefredakteur des Satiremagazins „Titanic“. Provokanter Auftakt der Kampagne: Mit Fackeln in der Hand marschierten Sonneborn und einige seiner Anhänger in der Nacht zum Sonntag durch das Brandenburger Tor. Dabei skandierten die etwa 30 Leute „Mauerbau, das war schlau!“ – am 50. Jahrestag des Berliner Mauerbaus.

Die Aktion war nicht angemeldet. Deshalb ermittelt die Polizei nun wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz. „Wir suchen keinen Streit mit der Polizei. Schließlich sind wir besonders nach der Machtübernahme auf sie angewiesen.“ Er habe sich zufällig mit einigen Leuten beim Spazierengehen getroffen und sie alle hätten Fackeln getragen. „Das war einfach nur billige Propaganda.“ Bei diesem „spontanen Spaziergang“ habe es keinen Versammlungsleiter gegeben. „Deshalb gehe ich davon aus, dass das gegen uns fallen gelassen wird.“

Ob er wisse, dass der Fackelmarsch Assoziationen mit dem Dritten Reich wecke? „Bei Berlinern sollte das Erinnerungen an die gute alte Zeit wachrufen: Die Zeit der Machtübernahme“, sagt Berufssatiriker Sonneborn. „Wir wollen der NPD Wählerstimmen abjagen.“ Seine Partei wolle breite Wählerschichten ansprechen. „Links und rechts von der Partei kann, darf und wird es nichts geben“, sei ein Leitspruch seiner Partei. „Sie nennen es satirisch, wir meinen es ernst“, sagt der ehemalige Chefsatiriker von „Titanic“.

Dass so manche Aktionen der Partei scheinbar nicht ernst genommen werden, ist Sonneborn bewusst. „Wir haben aufrichtig versucht, vom Verfassungsschutz beobachtet zu werden.“ Das habe aber nicht geklappt. „Dazu haben wir extra eine verfassungsfeindliche Plattform ins Leben gerufen. Unser Ziel war es zum Beispiel, den ersten Artikel des Grundgesetztes abzuändern.“ In der Fassung von „Die Partei“ hieße der es dann: „Die Würde des Menschen ist unantastbar, mit folgenden Ausnahmen.“ Darunter fielen Moderator Johannes B. Kerner sowie der ZDF-Intendant, Markus Schächter, und die Vorsitzende der ARD, Monika Piel.

Da die ersten fünf Artikel des Grundgesetztes einer Unveränderlichkeitsklausel unterliegen, sei der Verfassungsschutz verpflichtet, Gruppen zu beobachten, die einen dieser Artikel abändern wollen. „Wenn ‚Die Linke’ beobachtet wird, wollen wir auch beobachtet werden“, sagt Sonneborn. Die Berichte des Verfassungsschutzes sollten der Dokumentation für das Haus der Geschichte in Bonn und Berlin dienen, „für die Zeit nach der Machtübernahme“, wie Sonneborn sagt.

Für Berlin wirbt „Die Partei“ mit dem Bau eines Atom-Endlagers in Prenzlauer Berg und dem Wiederaufbau der Berliner Mauer. Weitere Aktionen der Spaßvögel um Sonneborn sind für die nächsten Tage geplant. Bleibt abzuwarten, welches Tabu die Provokateure von „Die Partei“ als nächstes brechen.

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