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Stefan Komoß (links) mit Michael Müller in Marzahn-Hellersdorf (Archivbild)

© DAVIDS/Sven Darmer

Marzahn-Hellersdorf: Ex-Bezirksbürgermeister Komoß wehrt sich gegen Vorwürfe

Für seine Firma soll der vor kurzem abgewählte SPD-Kreisvorstand Stefan Komoß zielgerichtet lukrative Aufträge bei Behörden an Land gezogen haben. Er selbst sieht darin nichts Verwerfliches.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Er habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, sagen Genossen in Marzahn-Hellersdorf. Im Gegenteil. Der ehemalige Bezirksbürgermeister und SPD-Kreischef Stefan Komoß erzähle gern herum, wie gut es ihm geschäftlich gehe, und dass er auch im öffentlichen Bereich gute Aufträge an Land ziehe. Mit seiner Firma 4K Concept, einer Gesellschaft für Projektentwicklung, die der Parteilinke nach dem erzwungenen Rückzug aus der Bezirkspolitik im Dezember 2016 gegründet hat.

Ein Kleinbetrieb mit fünf Mitarbeitern, der sich als „innovativer Partner“ für private Unternehmen und die öffentliche Verwaltung versteht. Im Angebot: Die Entwicklung von Projekten, Personaldienstleistungen – oder die Erforschung von Bürgererwartungen. Da kennt sich Komoß aus, er hat seit 1989 das SPD-Parteibuch, war fast zehn Jahre Stadtrat und Bürgermeister im Bezirk Marzahn-Hellersdorf, außerdem führte er seit 2009 den SPD-Kreisverband.

Abwahl aus dem SPD-Kreisverband

Bis zur Abwahl vor gut drei Wochen. Da verweigerten ihm die Parteifreunde im Kreisverband ohne nähere Begründung die Gefolgschaft. Komoß sieht sich als Opfer einer innerparteilichen Intrige, aber das steht auf einem anderen Blatt. Der Sozialdemokrat muss sich jetzt erst einmal mit dem Vorwurf auseinandersetzen, der auch parteiintern gestreut wird, bei Behörden und öffentlich geförderten Trägern zielgerichtet lukrative Aufträge an Land gezogen zu haben.

So bat ihn der Chef der Verwaltungsreform-Kommission des Senats, Heinrich Alt, nach vorherigen persönlichen Gesprächen, den Schlussbericht zu verfassen und die Redaktionsarbeit zu koordinieren. Ohne Ausschreibungsverfahren. Der CDU-Innenpolitiker Burkard Dregger wirft Innensenator Andreas Geisel (SPD) nun vor, dem Parteifreund Komoß den „hoch dotierten Auftrag in freihändiger Auftragsvergabe zugeschanzt“ zu haben. Die CDU erwarte, dass der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) ein Machtwort spreche. Die Innenverwaltung weist dies zurück. Der Kommissions-Chef Alt habe die externe Unterstützung allein beauftragt, außerdem lasse die Landeshaushaltsordnung Ausnahmen für Direktvergaben zu.

Im Herbst 2017 hatte Komoß direkten Kontakt zur Innenbehörde, als er sich um einen großen Auftrag für die Entwicklung der E-Akte in Berlin bewarb. Auftraggeberin war die IT-Staatssekretärin Sabine Smentek (SPD), allerdings wurde das öffentliche Vergabeverfahren in letzter Minute aufgehoben. Für die sozialdemokratisch geführte Bildungsverwaltung arbeitet Komoß’ Firma am Projekt „Talente-Check“ und für die Alice Salomon Hochschule an einem Forschungsauftrag über „Demokratieferne Einstellungen in einer Kommune – am Beispiel Marzahn-Hellersdorf“. Gefördert von der Lottostiftung Berlin und der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Komoß sieht in alledem nichts, das ihm vorwerfbar wäre. Zumal seine Firma 4K Concept „überwiegend für private Auftraggeber“ tätig sei, sagte er dem Tagesspiegel. Mit Genossen-Filz habe das nichts zu tun. Er sei übrigens auch Dozent an der Verwaltungsakademie und der Alice Salomon Hochschule. „Ich werde engagiert, weil ich kompetent bin.“

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