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Ein Kreuzchen im Impfpass zeigt, ob eine Masernimpfung erfolgt und der Impfschutz noch gültig ist.

© dpa

Masern in Berlin: Senator Mario Czaja warnt vor Kollwitzplatz und Co.

Ob Prenzlauer Berg oder das Paul-Lincke-Ufer in Kreuzberg: Wo viele bildungsbürgerliche Familien leben, ist die Impfbereitschaft gering. Deshalb gibt es noch immer keine Entwarnung vor den Masern.

Die Masernwelle ebbt zwar ab, aber Vorsicht ist immer noch geboten: Auch acht Monate nach Beginn der Epidemie in Berlin rät Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) dazu, mit ungeimpften Säuglingen Spielplätze und andere Orte mit hoher Ansteckungsgefahr zu meiden. „Helmholtzplatz, Kollwitzplatz, Paul-Lincke-Ufer“, nannte er beispielhaft als Kieze mit vielen bildungsbürgerlichen Familien, in denen es mehr ungeimpfte Kinder gebe als in anderen Gegenden.

„Wir erleben einen Masernausbruch in Berlin, wie wir ihn bisher nicht kannten“, sagte Czaja bei der Eröffnung der 4. Nationalen Impfkonferenz, die bis Freitag in der Urania stattfindet.

Auch in Brandenburg gebe es deutlich mehr Fälle als in den vergangenen Jahren, sagte Ministerin Diana Golze (Linke). Rund 100 Erkrankte gab es dort bisher, in der Bundeshauptstadt sind es knapp 1300. Im Schnitt infizieren sich derzeit zehn Berliner die Woche mit Masern.

Angesichts der seit Herbst 2014 anhaltenden Maserwelle hat sich in den letzten Wochen auch unter Fachleuten eine rege Debatte um eine Impfpflicht entwickelt. Nach dem Willen der Bundesregierung sollen die Länder nun die Möglichkeit haben, ungeimpften Kindern den Besuch von Kita oder Schule zu verweigern, wenn Masern dort grassieren. Außerdem müsse eine Impfberatung eines Arztes nachgewiesen werden.

Ärzte uneins über Impfpflicht

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte hält dies für unzureichend, er fordert eine Impfpflicht für alle, die sich dauerhaft in öffentlichen Einrichtungen aufhalten. Berlins Gesundheitssenator Czaja ist sogar für eine generelle Impfpflicht.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin, der alle niedergelassenen Praxismediziner angehören, die gesetzliche Versicherte versorgen, will lieber offensiver für das Impfen werben – und über die geringen Risiken der Immunisierung aufklären.

Einen Grund für die zu geringe Quote sieht die KV in bürokratischen Hindernissen. Die Krankenkassen müssten flexibler reagieren. Noch immer seien Impfungen für Menschen, die vor 1970 geboren sind, nicht automatisch abrechenbar. Die Ärzte kritisierten Senator Czaja auch mit Blick auf die Versorgung von Flüchtlingen; es gebe da großen Nachholbedarf.

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