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Der Angeklagte Mario K. wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Seine Anwälte gingen in Revision.

© dpa

Maskenmann-Prozess: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Polizisten

Haben Polizeibeamte im Maskenmann-Prozess falsch ausgesagt? Die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) geht jetzt gegen Beamte vor, die Kritik an den Ermittlungen geübt hatten.

Nach dem Maskenmann-Prozess hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) nach Tagesspiegel-Recherchen gegen mindestens drei Polizisten der Mordkommission Ermittlungsverfahren eingeleitet. Es geht um den Vorwurf der uneidlichen Falschaussage vor dem Landgericht Frankfurt.

Der spektakuläre Indizien-Prozess war im Juni mit einer Verurteilung zu lebenslanger Haft gegen Mario K. aus Berlin zu Ende gegangen. Der 47-Jährige war wegen des Überfalls auf Millionärsfamilien und der Entführung eines Bankers südöstlich von Berlin angeklagt. Der Täter trug jedes Mal eine Maske, daher die Bezeichnung Maskenmann. Der frühere Dachdecker bestritt die Vorwürfe und ließ durch seine Anwälte Axel Weimann und Christian Lödden ausrichten: „Ich bin der Falsche.“ Die Anwälte legten Revision gegen das Urteil vor dem Bundesgerichtshof ein.

Das Kanu, mit dem der Berliner Immobilienbanker entführt wurde. So sieht es zumindest das Landgericht.
Das Kanu, mit dem der Berliner Immobilienbanker entführt wurde. So sieht es zumindest das Landgericht.

© Patrick Pleul/dpa

An den mehr als 50 Verhandlungstagen ging es bei rund der Hälfte allein um die Arbeit der Polizei und Ermittlungspannen, in der Geschichte Brandenburgs ein einmaliger Vorgang. Vier Beamte hatten ausgesagt, sie seien durch Vorgesetzte behindert worden und hätten nicht frei ermitteln und Widersprüchen nicht nachgehen dürfen – etwa in Richtung einer fingierten Entführung. Ihre Vorgesetzten stritten das zwar ab, mussten jedoch Vorgaben einräumen, dass nicht in alle Richtungen ermittelt werden sollte.

Am Donnerstag will die Staatsanwaltschaft eine Erklärung abgeben

Zweifel hatten die Polizisten an Schilderungen des Entführungsopfers Stefan T. Er war nach eigenen Angaben im Herbst 2012 aus seiner Villa am Storkower See durch den See auf eine Schilfinsel verschleppt worden. Vieles, was er erlebt haben will, hatten Rechtsmediziner und andere Gutachter vor Gericht infrage gestellt. Auch der Tagesspiegel hatte in einem Dossier Widersprüche aufgedeckt.

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder), Herrin des Ermittlungsverfahrens der Polizei, hatte bereits kurz nach dem Urteil im Maskenmann-Prozess angekündigt, die Aussagen der Beamten von Amts wegen prüfen zu müssen. Zu Einzelheiten und zu den Beamten äußerte sich die Behörde bislang nicht und kündigte für Donnerstag eine Erklärung an. Auch die Beschuldigten hielten sich bedeckt.

Ein Tresor, den es angeblich gar nicht gibt

Ob die Staatsanwaltschaft auch die Aussagen der Vorgesetzten bezweifelt und ob gegen sie Ermittlungen laufen, blieb unklar. Zweifel könnten nach Tagesspiegel-Recherchen durchaus berechtigt sein, etwa an Aussagen des Chefs der Mordkommission, Falk K. Der behauptete vor Gericht, er habe in seinem Arbeitszimmer keinen Tresor. Der war aber Gegenstand des Prozesses, weil in dem Tresor angeblich eine Fallanalyse verschlossen und lange Zeit für bestimmte Ermittler nicht zugänglich gewesen sein soll. Dass es diesen Tresor gab und immer noch gibt, bekundeten zwei der kritischen Polizisten vor Gericht. Dem Tagesspiegel liegt auch ein Foto vor: Darauf zu sehen ist Falk K. bei einer Dienstberatung, vor ihm liegt auf dem Tisch ein Schlüsselbund mit einem Tresorschlüssel. Das Foto soll aus der Zeit stammen, als der Prozess lief, und im Intranet der Polizei veröffentlicht worden sein.

Parallel prüft bis Ende 2015 eine polizeiinterne Untersuchungskommission „Führungs- und Organisationsdefizite“ im Maskenmann-Fall. Sie soll den Vorwürfen des Mobbings und einseitiger Ermittlungen nachgehen.

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