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Berlin: Massenweise Zugausfälle durch Personal- und Fahrzeugmangel

U-Bahn immer unzuverlässiger / Nach Einsprungen kaum noch ReservenVON KLAUS KURPJUWEITBERLIN.Pünktlich wie die Bahn.

U-Bahn immer unzuverlässiger / Nach Einsprungen kaum noch ReservenVON KLAUS KURPJUWEITBERLIN.Pünktlich wie die Bahn.Diese Aussage gilt längst nicht mehr - weder bei der Deutschen Bahn AG noch bei der U-Bahn der BVG.Auch gestern warteten Tausende von U-Bahn-Fahrgästen bis zu 15 Minuten auf eine Bahn, die eigentlich alle fünf Minuten kommen sollte.Der Grund: Anhaltender Personal- und Fahrzeugmangel.Während die Verantwortlichen die Zugausfälle auf einen hohen Krankenstand bei den Fahrern zurückführten, sieht der Personalrat die Misere "im rigorosen Abbau der Reserven". Um 11.55 Uhr heißt es auf dem Zuganzeiger im Bahnhof Potsdamer Platz der Linie U 2 (Vinetastraße-Ruhleben) "Nicht einsteigen".Aus dem ankommenden Zug müssen alle Fahrgäste raus, dann fährt der leere Zug davon.Der nächste müßte planmäßig fünf Minuten später kommen, kommt aber nicht.Danach meldet sich zum ersten Mal der Zugabfertiger und kündigt an, der nächste Zug werde fünf Minuten später erwartet.Dieser kommt dann auch - rappelvoll.Bis zum Nachmittag waren allein auf der U 2 nach Angaben der BVG acht Züge komplett ausgefallen; nicht viel besser sah es auf den meisten anderen Linien aus.Auf der U 4 fuhren, wie bereits am Donnerstag, die Züge wieder nur alle 20 statt alle 10 Minuten. Norbert Klempert, der Betriebsleiter der U-Bahn, räumte ein, daß es derzeit einen Fahrermangel gibt, der auf einen erhöhten Krankenstand zurückzuführen sei.Außerdem seien mehr Züge als gewöhnlich in der Werkstatt, was mit dem Übergang vom Sommer auf den Herbst zusammenhänge.Auf den glatten Schienen "überbremsten" die Fahrer jetzt häufiger, und an den blockierten Rädern entstünden dadurch Flachstellen, die beseitigt werden müßten.Grundsätzlich sei der Personal- und Fahrzeugbestand jedoch ausreichend.Allerdings seien die Reserven nicht mehr so üppig wie früher, sagte Klempert weiter.Personalratsmitglied Thomas Tschetsche warf der Geschäftsleitung vor, mit einer falschen Personalpolitik die Reserven "rigoros" abgebaut zu haben.Der Krankenstand insgesamt sei in dem Betrieb sogar zurückgegangen.Die BVG hat die Zahl der Mitarbeiter von einst knapp 30 000 auf unter 20 000 reduziert und will in Zukunft mit knapp 15 000 Stellen auskommen - eine Folge der Mittelkürzung durch den Senat. Weil Fahrer fehlen, müssen jetzt unter anderem sogenannte Bahnhofs-Manager, die zuvor im Fahrdienst tätig waren, einspringen, statt die Bahnhöfe zu kontrollieren.Da es ohnehin von 250 vorgesehenen Bahnhofs-Managern bisher erst 50 gibt, fehlen sie nun erst recht in ihrem Bereich.Die Bahnhöfe bleiben so personalfrei, was Schmierer für ihre Graffiti nutzen, die die BVG dann wiederum für viel Geld beseitigen lassen muß - wenn sie es denn überhaupt noch macht. Immerhin hatte sie gestern aus der Misere gelernt.Während sie am Donnerstag, wie berichtet, den Personalengpaß noch zugegeben hatte, begründete sie gestern die Betriebseinschränkungen auf der Linie U 4 mit "technischen Problemen".

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