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Mauerfall: DDR-Flüchtlinge treffen ihre Helfer wieder

Zehn Jahre lang, von 1961 bis 1970, war der Orthopäde Burkhart Veigel als Fluchthelfer tätig. Am Montag lädt er zum ersten großen Treffen früherer Fluchthelfer und Flüchtlinge in die Versöhnungskapelle an der Bernauer Straße ein.

Mehr als 35 Jahre hat Rüdiger von Fritsch geschwiegen über die Sache mit Tom. Hat keinem verraten, dass er als 19-Jähriger Pässe gefälscht und geschmuggelt hat. Schließlich wollte er seine Karriere nicht gefährden. Unter anderem wurde er Vizepräsident des Bundesnachrichtendienstes. Derzeit leitet er die Abteilung für Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung im Auswärtigen Amt. Dort gab er am Donnerstagabend das Geheimnis seiner Jugend ganz offiziell preis. Im Sommer 1974 hat er zusammen mit seinem Bruder Burkhard unter abenteuerlichen Umständen seinem Cousin Thomas und dessen Freunden zur Flucht aus der DDR verholfen. „Die Sache mit Tom. Eine Flucht in Deutschland“, heißt sein Buch, das er im Internationalen Club zusammen mit dem Cousin präsentierte. Auch der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher war dabei und sagte, dass er alle bewundere, die größte Risiken getragen haben, um in die Freiheit zu kommen. „Mit ihrer Flucht haben sie die Mauer ins Wanken gebracht.“

Vieles hätte schiefgehen können, was die Jugendlichen damals ins Gefängnis gebracht hätte. Einen ganz entscheidenden technischen Tipp bekam Rüdiger von Fritsch ausgerechnet von einem BND-Mann, der ein Bekannter seines Vaters war. „Am schwierigsten war es, am Ende die Nerven zu behalten“, sagt Rüdiger von Fritsch rückblickend. „Unsere Jugendlichkeit hat uns geholfen.“

Am 9. November hat er Gelegenheit, seine Erfahrungen mit anderen Fluchthelfern auszutauschen. Zehn Jahre lang, von 1961 bis 1970, war der Orthopäde Burkhart Veigel als Fluchthelfer tätig. Am Montag lädt er zum ersten großen Treffen früherer Fluchthelfer und Flüchtlinge um 19 Uhr in die Versöhnungskapelle an der Bernauer Straße ein. Willkommen sind auch Menschen, deren Flucht gescheitert ist. Bis 1970 war er beteiligt an der Flucht von rund 650 DDR-Bürgern. Seine Bandbreite war groß: „Pässe, Tunnel, Diplomaten, umgebaute Autos.“ Im kommenden Jahr will auch er dazu ein Buch veröffentlichen. 

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