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Mauerkreuze: Berliner CDU demonstriert am Checkpoint Charlie

Die Berliner CDU hat am Montagabend am Checkpoint Charlie für einen Erhalt des umstrittenen privaten Mauermahnmals demonstriert. Die Polizei will an diesem Dienstag die mehr als 1000 Holzkreuze und ein nachgebautes Mauerstück abbauen.

Berlin (04.07.2005, 19:46 Uhr) - Berlin brauche eine bleibende und sichtbare Mahnung an die Teilung der Stadt und die Opfer der SED-Diktatur an dieser Stelle, sagte CDU-Generalsekretär Frank Henkel vor mehreren Dutzend Parteifreunden. Der Ort werde tagtäglich von Tausenden Berlinern und Touristen besucht.

Dem Senat warf Henkel vor, in einer geschichtsvergessenen Haltung jegliche Erinnerung an die SED-Gewaltherrschaft verdrängen zu wollen. Auch einige Vertreter der Organisation Republicans Abroad International, einer Vereinigung von US-Bürgern im Ausland, nahmen an der Demonstration teil.

Kurz vor ihrer Räumung erhielten die 1065 Mauerkreuze noch den Segen der katholischen Kirche. Ein katholischer Geistlicher, der langjährige Berliner Gefängnisseelsorger Pater Vincent, segnete die Kreuze am einstigen Ost-West-Übergang der Alliierten. Nach einer kurzen Andacht mit dem «Vaterunser» schritt der Pater durch die Reihen der Holzkreuze und benetzte sie mit Weihwasser. Die Kreuze seien gesegnet worden, um den Opfern an Mauer und Stacheldraht die Würde zu erhalten.

Das Mahnmal soll an diesem Dienstag geräumt werden. Die Mahnmal-Initiatorin Alexandra Hildebrandt weigert sich, die Holzkreuze am Checkpoint abzubauen, obwohl ihr eine Bank den Pachtvertrag für die Grundstücke gekündigt hat. Deshalb soll das früher brach liegende Gelände geräumt werden. Ehemalige DDR-Häftlinge haben angekündigt, sich aus Protest an die Kreuze zu ketten. Für die Morgenstunden plant die CDU eine Mahnwache. Außerdem sollen Kränze zum Gedenken an die Opfer von Mauer und Stacheldraht niedergelegt werden.

Hildebrandt lehnte am Abend einen Kompromissvorschlag der evangelischen Kirche und der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, ab. Die Kirche bot an, die Kreuze vom Checkpoint Charlie an einen würdigen kirchlichen Ort bringen zu lassen. «Die Evangelische Kirche will damit dem Symbol für die Erinnerung an die Opfer der deutschen Teilung in unserer Stadt zu einem geeigneten Platz verhelfen», erklärte Generalsuperintendent Martin-Michael Passauer.

Eine Möglichkeit wäre die Gedenkstätte Bernauer Straße. Birthler hatte Hildebrandt in einem Brief gebeten, auf dieses Angebot einzugehen. Die Kirche hätte sich ihrer Ansicht nach lieber für den Erhalt der Holzkreuze am bisherigen Standort einsetzen sollen, sagte Hildebrandt der dpa.

Im Streit um das Gedenken an die deutsche Teilung machte der CDU-Landesvorsitzende Ingo Schmitt einen neuen Schlichtungsvorschlag. Danach soll eine Ehrenkommission aus den früheren Regierenden Bürgermeistern wie etwa Klaus Schütz und Eberhard Diepgen unter Vorsitz des amtierenden Rathauschefs Klaus Wowereit (SPD) ein Gedenkkonzept für die deutsche Teilung entwickeln. Er sehe die umstrittenen Mauerkreuze als möglichen Teil eines solchen Konzeptes, erklärte Schmitt.

Kultursenator Thomas Flierl (PDS) verwies darauf, dass es längst ein von Bund und Land einvernehmlich getragenes Konzept gebe. Der CDU warf er vor, für die jahrelange Situation einer Investitionsbrache am Checkpoint Charlie während ihrer Regierungszeit selbst politisch verantwortlich gewesen zu sein. Nach dem Senatskonzept soll am Checkpoint Charlie künftig an die Ost-West-Konfrontation während des Kalten Krieges erinnert werden. Langfristig ist ein Museum des Kalten Krieges geplant. Der Mauer-Opfer soll hingegen an der offiziellen Gedenkstätte in der Bernauer Straße gedacht werden. (tso)

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