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Max-Schmeling-Halle: Leere Arena, volles Risiko

Krisengespräch: Velomax, der Betreiber der Max-Schmeling-Halle, will mit dem Senat in Verhandlungen treten. Die Zukunft ist ungewiss, weil die Eisbären und Alba in die neue O2-Arena umgezogen sind.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Nach dem Umzug der Berliner Eisbären und des Basketball-Champions Alba in die neue O2-Arena am Ostbahnhof muss sich die Max-Schmeling-Halle mit Hilfe des Senats neu sortieren. Sport-Staatssekretär Thomas Härtel wird in den nächsten Tagen mit dem Betreiber Velomax darüber sprechen, welche finanziellen Auswirkungen der Verlust von zwei Ankermietern hat. „Ein gewisses Risiko ist damit verbunden“, sagte Härtel dem Tagesspiegel. Mit der O2-World gerate der Markt für Sport- und Eventhallen „in Bewegung“. Aber es werde mindestens ein halbes Jahr dauern, um klarer zu sehen.

In jedem Fall gehen dem Landeshaushalt Einnahmen verloren. Vorläufig jedenfalls. Denn Berlin ist als Eigentümer an den Erlösen aus jedem Bundesliga-Spiel von Alba, dem EHC Eisbären und den Reinickendorfer Füchsen beteiligt, gestaffelt nach der Zuschauerzahl. Das sind einige Tausend Euro pro Spieltag. Für die Handballer aus Reinickendorf bleibt die Max-Schmeling-Halle aber sportliche Heimat. In der nächsten Saison will der Verein nur mit drei Spitzenbegegnungen in die O2-World mit ihren 14.200 Sitzplätzen ausweichen. Staatssekretär Härtel ist auch deshalb optimistisch, weil Alba und der EHC mit ihrem Amateursport (und Alba auch mit dem Training der Profis) in der Max-Schmeling-Halle bleiben.

Trotzdem hat der private Betreiber Velomax, eine Tochter des Dienstleistungskonzerns Gegenbauer, einen vertraglichen Anspruch darauf, nach dem Abzug der beiden wichtigen Mieter mit dem Senat in Verhandlungen zu treten.

Das Land Berlin gleicht nämlich den Betriebsverlust für die Max-Schmeling-Halle und das Velodrom durch staatliche Subventionen aus. Nach einer europaweiten Ausschreibung wurde der bestehende Vertrag mit Velomax bis 2015 verlängert, verbunden mit einer Option bis 2022. In den nächsten acht Jahren belastet dies den Landesetat mit insgesamt 123,4 Millionen Euro. Es gehe jetzt aber nicht darum, den Vertrag wegen der neuen Situation zugunsten von Velomax zu verändern, versicherte Härtel. „Wir beraten uns nur.“ Der Senat lege Wert darauf, dass die Halle für Sport- und Konzertveranstaltungen „voll funktionsfähig bleibt“.

Den höchsten Nutzungsanteil hat ohnehin der Vereins- und Schulsport. Dafür zahlt der Senat an Velomax einen festen „Aufwendungsersatz“. Um die Lücke zu füllen, die Alba und EHC reißen, müssten eben mehr Veranstaltungen als bisher eingeworben werden, so Härtel. Dabei werde der Senat helfen. Die Sportverwaltung hofft offenbar, dass die neue O2-Arena mit den Großkunden für die eigene Halle weitere Interessenten nach Berlin zieht, für die kleinere Hallen besser zugeschnitten sind. Die nächste Saison soll zeigen, ob solche Hoffnungen berechtigt sind.

Vorerst wird die ohnehin unübersichtliche Lage auf dem Berliner „Hallenmarkt“ noch ein bisschen unübersichtlicher. Klar ist nur, dass der Amateur-Eissport einen neuen Bau an der Charlottenburger Glockenturmstraße bekommt, anstelle des Provisoriums Deutschlandhalle. Neben der O2-World und den Velomax-Hallen gibt es unter anderem das ICC, das Estrel in Neukölln, die Arena in Treptow, das Tempodrom, die ganz unterschiedliche Segmente von Sport- und Kulturveranstaltungen abdecken – teilweise privat, teilweise mit finanzieller Rückendeckung Berlins. Ein Gesamtkonzept des Senats, inklusive Prognose und Risikoabschätzung für die kommenden Jahre, gibt es nicht. Die Velomax-Hallen beispielsweise waren ein Abfallprodukt aus einer misslungenen Olympiabewerbung. Nun sind sie da. 

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