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Berlin: Maxim-Gorki-Theater: Kampfzone für Komödien

Kühlen Kopfes und ohne Zwang, sich den Hals zu verrenken, werde man künftig vom Rang des Maxim-Gorki-Theaters begutachten können, was Berlins kleinstes Staatsschauspiel zu bieten hat, verheißt Intendant Bernd Wilms. Die langen Monate, in denen das Haus gründlich erneuert wurde, gehen dem Ende entgegen: Am 28.

Kühlen Kopfes und ohne Zwang, sich den Hals zu verrenken, werde man künftig vom Rang des Maxim-Gorki-Theaters begutachten können, was Berlins kleinstes Staatsschauspiel zu bieten hat, verheißt Intendant Bernd Wilms. Die langen Monate, in denen das Haus gründlich erneuert wurde, gehen dem Ende entgegen: Am 28. Oktober, wenn es mit seiner ersten Premiere die Spielzeit 2000/2001 eröffnet, wird sich zeigen, welche Annehmlichkeiten der Umbau mit sich bringt, nämlich allen voran eine Klimaanlage für den Zuschauerraum und eine rückwärtige Anhebung der Sitzreihen auf dem Rang. 10,2 Millionen Mark werden dann verbaut sein, ausgegeben für behindertengerechte Einrichtungen, für eine Renovierung des Foyers wie des Saales selbst, der eine neue Bestuhlung und neue Leuchten erhält, sowie für bühnentechnische Anlagen, etwa variable Vorbühnenpodien.

Seine letzte Spielzeit an diesem Haus, bevor er als Nachfolger Thomas Langhoffs im Herbst 2001 ans Deutsche Theater Berlin geht, soll "eine besonders gute Spielzeit" sein: Wilms kündigt eine Saison der Komödien, wenn auch mitunter abgrundtief bitterer Art, an. Katharina Thalbach, dem "Gorki" seit ihrer Inszenierung des "Hauptmann von Köpenick" verbunden, ein Dauerläufer im sechsten Jahr, macht am 28. Oktober mit Anton Tschechows "Möwe" in Thomas Braschs Übersetzung den Anfang: Anna Thalbach, ihre Tochter, wird die Hauptrolle der Nina spielen. Als Tribut an den Sparzwang ist die Zahl der Premieren im Großen Haus auf vier (statt fünf) reduziert. Auf die "Möwe" folgt am 10. November Lars Noréns "Dämonen"; die Zimmerschlacht zweier Ehepaare, hierorts bisher nur als Gastspiel des Wiener Akademietheaters zu erleben, inszeniert Peter Wittenberg. Der Engländer Martin Duncan, in Berlin zuletzt an der Staatsoper mit Harrison Birtwistles "The Last Supper" zu Gange, bereitet für den Januar Shakespeares "Komödie der Irrungen" vor. Ein Klassiker der Berliner Komödientradition, Carl Sternheims "Kassette", steht im März an, inszeniert von Erich Sidler, der für das Maxim-Gorki-Theater an dessen Ausweichquartier, dem Schiller-Theater, schon einmal, bei "Bernarda Albas Haus", tätig war.

Der Regienachwuchs bekommt dann auch im Studio nebenan seine Chance. Fünf Stücke sind geplant, davon drei britischer Provenienz: Christina Friedrich arbeitet an "Kochen mit Elvis", einer Farce von Lee Hall, für den 22. September; Grazyna Kania folgt im Oktober mit "Gerettet", Edward Bonds Skandalon der sechziger Jahre, und Nikolai Sykosch bringt im Januar Neues von Mark Ravenhill heraus, "Gestochen scharfe Polaroids". Des weiteren zu erwarten: "Bis Denver" von Oliver Bukowski, inszeniert von Heidi Mottl, und "Ausweitung der Kampfzone", eine Bühnenfassung von Michel Houellebecqs Roman, die Martin Kloepfer als Dramaturg und Regisseur betreut.

Den Schlusspunkt seiner Intendanz will Bernd Wilms mit der allerletzten Vorstellung des "Hauptmann von Köpenick" setzen: Thalbachs Zuckmayer ist zum "Familienstück" des Hauses geworden - kein Ensemblemitglied, das darin nicht irgendwann mitgewirkt hätte.

Günther Grack

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