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Berlin: Mazedonischer Schrecken

Der Baumschädling Miniermotte kam über Autobahnen und Bahnstrecken – als blinder Passagier

Fünf Millimeter groß ist die Miniermotte. Das Insekt, das die Kastanien gefährdet und an das Sterben der Ulmen durch den Splintkäfer vor mehr als zehn Jahren erinnert, wurde 1985 in Mazedonien entdeckt. Es verbreitete sich von Frankreich und Belgien bis in die Türkei. „Auch das ist ein Zeichen der Globalisierung“, heißt es in der Senatsverwaltung für Umwelt. Der Motte gelang es, als blinder Passagier Transport- und Reisewege entlang von Autobahnen und Bahnstrecken zu nutzen und sich in Europa einzunisten.

Die Motte wurde bereits vor Jahren in Bayern aktiv: München mit seinen insgesamt 10000 Kastanien bekam das Tier in Schwärmen ab. Schon früh im Sommer fällt das Laub in manchem Biergarten. Auch in Norddeutschland – Kiel war Vorreiter – wütet die Motte, und in Berlin wurde sie nach Erkenntnissen der Senatsumweltverwaltung erstmals 1998 festgestellt. Weil es in der Stadt immer wärmer wird, kann sich das Insekt prächtig entwickeln. Wien hat schon seit gut zehn Jahren den Baumschädling in seinen Mauern, und die hiesigen Behörden haben das langsame Absterben des dortigen Kastanienbestandes als mahnendes Beispiel vor Augen.

In Graz wurde im Frühjahr ein Pilotprojekt zur Bekämpfung der Motte gestartet. Die Behörden ließen ein Pflanzenschutzmittel fast flächendeckend in Grünanlagen und an Straßen versprühen. Das Mittel, hieß es, sei für den Menschen ungefährlich. Es ist in Deutschland nicht zugelassen. Hier verspricht man sich geringe Erfolge von „Lockstoff-Fallen“, die anzeigen, wann die Tiere mit ihrem Flug beginnen. C.v.L.

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