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Mediaspree: Investoren lassen sich nicht schrecken

Die Investoren in Friedrichshain-Kreuzberg lassen sich nicht schrecken. Dazu ist der Bezirk zu attraktiv.

„Die Absicht ist, Ängste bei den Investoren zu schüren“, sagt Christian Meyer, Geschäftsführer des Investorenzusammenschlusses Mediaspree über die Proteste. Friedrichshain-Kreuzberg und Investoren – eine schwierige Beziehung. Bis jetzt hat sich aber noch keiner einschüchtern lassen. Erhöhung der Mieten, Verdrängung, gesichtslose Glasbauten – Schlagwörter, mit der die Initiative „Mediaspree versenken“ 16 000 Unterschriften gegen die Investorenpläne gesammelt hat und damit den morgigen Bürgerentscheid erzwang.

Aber investiert wird trotz der Proteste. Die Levy-Gruppe hat zehn Millionen Euro in ein Toyota-Autohaus an der Stralauer Allee investiert – und bisher keine Probleme, wie der Filialleiter versichert. Er freut sich im Gegenteil über die gute Lage an einer Hauptstraße zwischen Treptow und Mitte mit viel Pendlerverkehr. Im Revaler Viereck in Friedrichshain will zum Beispiel die R.E.D. Development generationenübergreifendes Wohnen etablieren. Die isländische Investorengruppe hat das über 70 000 Quadratmeter große Gelände im vergangenen Jahr gekauft. Die derzeitigen Zwischennutzer fürchten jedoch Verdrängung und einen Abriss des historischen Gebäudebestands.

Also hat das Bezirksamt dafür gesorgt, dass die Planung nicht an den Nutzern vorbeiläuft. Eine Arbeitsgruppe aus Nutzern und Besitzern soll unter der Moderation von Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Bündnis ’90/Die Grünen) das Gelände entwickeln. Für Auswärtige ein ungewöhnlicher Vorgang. „Klar wollen wir Geld verdienen. Aber ich habe den Isländern klargemacht, dass das nur mit den Nutzern geht“, sagt Moritz Müller, der für die R.E.D. das Gelände entwickeln soll.

Schwerer hat es auf der anderen Spreeseite Mc Donald’s in der Wrangelstraße. In der letzten Woche flogen wieder Farbbeutel. Eine Sprecherin findet das nicht außergewöhnlich. „Das passiert mal bei dem ein oder anderen Restaurant.“ Die Gelassenheit hängt wohl mit dem wirtschaftlichen Erfolg der Filiale zusammen. „Das Restaurant hat sich so integriert, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagt die Sprecherin, ohne Zahlen zu nennen. Auch gegen die Werbeschilder der O2-World flogen bereits Farbpatronen.

„Die Unternehmen müssen sich bewusst sein, dass sie sich in einem schwierigen Umfeld ansiedeln“, sagt der Fraktionsvorsitzende der SPD in der Bezirksverordnetenversammlung, Andy Hehmke. Aber der Bezirk hat auch was zu bieten. Friedrichshain-Kreuzberg gilt als hip. Junge Menschen, Bars, Ausgehmeilen. „Standortentscheidungen fallen heute auch nach Aufenthaltsqualität. Das ist ein Faktor, der kaum zu bemessen ist“, sagt Wirtschaftsstadtrat Peter Beckers (SPD). Nicht zu vergessen die Ufer- und Innenstadtnähe – „eine 1A-Lage“, sagt Herwarth. „Wir haben eine hohe Anzahl von arbeitslosen Akademikern“, sagt Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Bündnis ’90/ Die Grünen). Das sind potenzielle Angestellte für Unternehmen wie MTV, Universal oder Labels Berlin. Die Anschutz Entertainment Group machte es vor. Zusammen mit der Agentur für Arbeit schrieb sie 3000 Arbeitssuchende im Bezirk an – am 11. Juni drängelten sich 5000 Bewerber vor der Agentur, um in der O2-World Arbeit zu bekommen.

Mediaspree-Geschäftsführer Meyer glaubt ohnehin nicht, dass alle Bewohner Investoren ablehnen. „Die Protestler sind laut, aber es gibt eine schweigende Mehrheit.“ Wer die Mehrheit im Bezirk stellt, wird sich morgen beim Bürgerentscheid zeigen. Matthias Jekosch

Matthias Jekosch

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