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Das umstrittene Hochhaus "Living Levels" an der East Side Gallery.

© Simulation: promo

Mediaspree und East Side Gallery: Investoren wollen Lärm von Clubs tolerieren

Nördlich des umstrittenen Mediaspree-Quartiers haben sich Investoren, Politiker und Aktivisten auf ein Leitbild zur künftigen Bebauung geeinigt. Das soll Konflikte entschärfen. An der East Side Gallery ist die Schließung der Mauerlücke aber immer noch unsicher.

Der Wohnturm „Living Levels“ an der East Side Gallery wächst inzwischen in die Höhe. „Der Rohbau hat begonnen“, bestätigte ein Sprecher des Investors Maik Uwe Hinkel. Gleichzeitig werde weiter an einer Lösung gearbeitet, um die Lücke im Mauerdenkmal bis 2015 zu schließen. „Wir haben drei Gutachten in Auftrag gegeben, zu den Themen Brandschutz, Statik und Verkehrswegesystem.“ Das Brandschutzgutachten sei fertig und werde von den Behörden geprüft.

Damit ist weiter offen, ob der vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) moderierte Kompromiss zur Lückenschließung tragfähig ist. Wowereit hatte nach den heftigen Protesten gegen die Baupläne am Mauerdenkmal verkündet, die Investoren wollten eine gemeinsame Zufahrt einrichten. Dazu sind aber erhebliche Umplanungen nötig. Der Investor auf dem Nachbargrundstück hat für seinen Hotelriegel zwei zusätzliche Geschosse beantragt, das wurde vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg abgelehnt. Nun liegt der Bauantrag nach Tagesspiegel-Informationen zur Prüfung beim Senat. Die Senatsbauverwaltung kann den Antrag auch gegen das Votum des Bezirks genehmigen.

Die Planungen an der East Side Gallery waren auch Thema auf dem dritten und letzten „Forum Stadtspree“, das sich um den Bereich nördlich des umstrittenen Mediaspree-Areals kümmert. Die beteiligten Politiker, Investoren, Mieter und Aktivisten einigten sich auf ein Leitbild für die Spreegrundstücke zwischen Schillingbrücke und Jannowitzbrücke. Danach sollen alle Grundstückseigentümer die Uferzonen öffentlich zugänglich machen und „attraktive Aufenthaltsflächen am Wasser schaffen“. Die Erdgeschosse der künftigen Gebäude sind für Cafés, Geschäfte oder Ausstellungen vorgesehen. Wichtig ist der Leitsatz zur Lärmminderung: „Eigentümerinnen tragen durch geeignete Maßnahmen zur Toleranz gegenüber Geräusche emittierender kultureller Nutzungen im Umfeld bei.“ Damit haben Clubbetreiber zumindest ein Papier in der Hand, das bei Lärmstreitigkeiten zu Verhandlungen mahnt. "Nicht jeder soll seine Rechtsposition vor sich her tragen", sagte Stadtspree-Moderator Urs Kohlbrenner.

Das Leitbild hat nur empfehlenden Charakter, aber Kohlbrenner verteidigt diese unverbindliche Form. „Eine Abstimmung über das Leitbild wäre das falsche Signal.“ Das Forum habe alle Akteure an einen Tisch gebracht, um „auf Augenhöhe“ zu diskutieren. Entscheidungen würden weiterhin in den zuständigen politischen Gremien getroffen. Selbst die Mediaspree-Aktivisten und Bebauungskritiker sind mit dem Leitbild als Ergebnis des Forums zufrieden. „Es gab kaum Kritik, auch nicht von den Investoren“, sagt Lutz Leichsenring von der Clubcommission. „Jetzt kann sich keiner mehr auf seinem Grundstück einmauern“ – und so tun, als hätte er von nichts gewusst. Ein Leitbild von unten zu erarbeiten sei besser als ein von der Politik verordnetes. Dennoch gibt es Areale mit erheblichem Konflikpotenzial, etwa an der ehemaligen Eisfabrik an der Köpenicker Straße. Dort ist eine kulturelle Nutzung vorgesehen, in direkter Nachbarschaft sollen hochwertige Wohnungen gebaut werden. Kohlbrenner hofft, auch solche schwierigen Zonen mit Gesprächen der beteiligten Investoren entschärfen zu können.

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