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Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hat Udo Lindenberg (rechts) den Medienpreis "Goldene Henne" überreicht.

© dpa/Bernd von Jutrczenka

Medienpreis "Goldene Henne" in Berlin: Udo Lindenberg wird vergoldet

Zum 25. Jubiläum der Zeitschrift „Super Illu“ kehrte die „Goldene Henne“ nach Berlin zurück. Dabei wurde Udo Lindenberg fürs Lebenswerk ausgezeichnet.

Das ist mal wirklich ein verdienter Ehrenpreis. Im „Sonderzug nach Pankow“ hat Udo Lindenberg einst ein anderes Bild gezeichnet vom Land hinter der Mauer, hat Möglichkeiten erahnt, an die damals praktisch niemand mehr glaubte. Vielleicht ist das Lied auch deshalb so ein großer Hit geworden, weil die Zukunft schon im Raume stand, ohne dass jemand sie erkennen konnte. Das ist Geschichte, schon lange. Lebendig gehalten wird sie durch einen Preis, der Teil der Geschichte ist.

Vor 4500 Zuschauern erhielt Udo Lindenberg am Samstagabend die „Goldene Henne“ für sein Lebenswerk in der Kategorie „Größte Live-Show“. Für ihn sei es immer „eine Herzensangelegenheit gewesen, seine Popularität für das Zusammenwachsen von Ost und West einzusetzen“, hieß es in der Begründung. Zum Lebenswerk zählt ja auch das Erfolgsmusical „Hinterm Horizont“, das für die Generation Einheit wie eine musikalische Geschichtsstunde ist.

Auch die Verleihung der Goldenen Henne selbst hat was von Geschichtsstunde. Als die Gala 1995 zum ersten Mal stattfand, sollte der Preis an die in der DDR überaus populäre Entertainerin Helga „Henne“ Hahnemann erinnern, die bereits 1991 starb. Seitdem zeichnen die Zeitschrift Super Illu, MDR und rbb mit der 3,5 Kilo schweren Bronzefigur alljährlich die beliebtesten Stars des Jahres aus. Lange ging die Show des Ostens im Friedrichstadtpalast über die Bühne, dann auch mal im Stage Theater am Potsdamer Platz, im vergangenen Jahr gastierte sie auf der Leipziger Messe und nun ist sie, größer als je zuvor, nach Berlin ins Velodrom zurückgekehrt.

Mit den Superlativen wurden gleich zwei prägnante Geburtstage gefeiert: 25 Jahre Einheit und 25 Jahre Super Illu. Die Zeitschrift, obwohl unter westlicher Regie gemacht, traf das Lebensgefühl in den neuen Bundesländern. Inzwischen ist eine ganze Generation herangewachsen, die sich gar nicht mehr vorstellen kann, wie groß die Unterschiede zwischen Dresden und Düsseldorf, zwischen Leipzig und Köln waren.

Aber die „Henne“ hat sich ihren Platz in der Publikumsgunst trotzdem gehalten. Kim Fisher und Comedian Olaf Schubert führten als Moderatoren durch ein großes Programm. Neben Olaf Berger & Johnny Logan und A-ha gaben auch die Prinzen, Karat, Andreas Gabalier und andere Interpreten mit ihren Songs dem Programm eine passende Klangfarbe. .

Die erste Henne sackten die singenden Seemänner von Santiano in der Kategorie Musik ein, überreicht von Andreas Gabalier, der dann später auch noch sang. Hans Sigl (Schauspiel) konnte sein bronzenes Federvieh wegen Drehverpflichtungen nur in der Ferne entgegennehmen und bedankte sich per Video. Roland Jahn, DDR-Bürgerrechtler und Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen wurde in der Kategorie "Politik" ausgezeichnet. Die Henne in der Kategorie Sport wurde von Box-Weltmeister Arthur Abraham überreicht und ging an die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein.

Standing Ovations gab es für die einst aus Angola geflohene Magdeburgerin Juliana Luisa Gombe (Kategorie "Charity"), die sich nun selbst besonders für Flüchtlingskinder einsetzt, wie ohnehin Moderatorin Fisher immer wieder an das Leid der aus ihrer Heimat Geflohenen erinnerte. Als Aufsteigerin des Jahres wurde während der Sendung per Televoting die Biathletin Franziska Preuß bestimmt. Karat erhielt den "Ehrenpreis Musik". Der Fernsehkoch Steffen Henssler gewann in der Kategorie "Entertainment" gegen neun weitere Kandidaten. 

Glückliche Besitzer Goldener Hennen der Vorjahre sind unter anderem Angela Merkel, Helmut Kohl, Joachim Gauck und die Deutsche Fußballnationalmannschaft. Die meisten Hennen hat inzwischen übrigens Helene Fischer abgeräumt, zwischen 2007 und 2014 waren es insgesamt sieben.

Auch wenn die Leser der Super Illu, die ihre Favoriten wählten, häufig aus dem Osten stammen, kann man heute kaum mehr von einem spezifisch ostdeutschen Geschmack reden. Die Goldene Henne ist vielleicht etwas bodenständiger als der aus dem alten Westen stammende „Bambi“, hat aber inzwischen einen eigenen Platz in der Wertschätzung des Publikums. Das zeigte sich auch daran, dass die Tickets zu Preisen zwischen 50 und 79 Euro am Ende fast ausverkauft waren.

Groß geworden ist die Super Illu als Ratgeber zur Orientierung im Dschungel des westlichen Systems, das die Einheit mit sich brachte. Für sein Engagement bei der Gestaltung der Deutschen Einheit erhielt der langjährige Chefredakteur Jochen Wolff sogar das Bundesverdienstkreuz. Nachfolger Robert Schneider sieht es als „große Zukunftschance, dass wir mit unserer ostdeutschen Leserschaft so eine klare Zielgruppe haben“.

Inzwischen spiegelt sie aber auch internationale Ereignisse oder stellt einzelne Regionen im Osten heraus. Die Länge der Fernsehübertragung, die bei großen Preisverleihungen wohl sein muss, tut sich nichts mit „Goldener Kamera“ oder Bambi, beschränkt sich aber auf Dritte Programme. Für die etwa 1000 Gäste der Aftershow-Party war – natürlich – Rotkäppchen-Sekt kalt gestellt.

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