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Berlin: Medizin: Kunstherz aus Berlin rettete Einjähriger das Leben

Myrthe wäre schon dreimal gestorben. Ohne die Hilfe der Spezialisten aus dem Berliner Herzzentrum in Wedding hätte die kleine Holländerin aus dem niederländischen Soest ihren ersten Geburtstag wohl nicht erlebt.

Myrthe wäre schon dreimal gestorben. Ohne die Hilfe der Spezialisten aus dem Berliner Herzzentrum in Wedding hätte die kleine Holländerin aus dem niederländischen Soest ihren ersten Geburtstag wohl nicht erlebt. Was anfangs aussah wie eine schwere Erkältung, stellte sich nämlich als Virus heraus, der eine akute Herzmuskelentzündung hervorrief. Als Myrthes Herz am 2. Juni aufhörte zu schlagen, wurde sie mit einem Notfallhubschrauber nach Berlin geflogen. Dreimal musste sie auf dem Weg reanimiert werden. Auch Nieren und Lunge funktionierten nicht mehr. Im Herzzentrum wurde sie sofort an eine Babyherzpumpe angeschlossen. Diese in Berlin entwickelte Technik rettete Myrthe das Leben. Innerhalb von zehn Tagen erholten sich das Herz und die anderen Organe so gut, das Myrthe das Kunstherz wieder abgenommen werden konnte. Heute wird sie mit ihrer Familie nach Hause zurückfahren.

Das unter Fachleuten auch Kreislaufunterstützungspumpe genannte Kunstherz wird auf der Bauchdecke installiert und über Kanülen mit dem Herz verbunden. Insgesamt implantierten die Spezialisten des Herzzentrums rund 560 Kunstherzen, seit das Haus 1986 eröffnet wurde. Im Oktober 1990 wurde das erste Kind auf diese Weise gerettet. Bei dem achtjährigen Jungen musste die Zeit bis zur Transplantation überbrückt werden. Insgesamt 44 Kinder im Alter bis zu 15 Jahren wurde seitdem mit dem Kunstherz geholfen. Doch nicht alle Kinder hatten so viel Glück wie Myrthe. Von sieben Kindern, die wegen einer Herzmuskelentzündung im Herzzentrum an ein Kunstherz angeschlossen wurden, erholten sich vier, ein Herz wurde transplantiert, zwei Kinder starben. 20 Kindern mit einer Herzmuskelerkrankung sollte seit 1990 mit dem Kunstherzen geholfen werden. Dreizehn der jungen Patienten wurden später transplantiert, einer erholte sich und sechs starben.

Nur bei schwersten Herzerkrankungen, die mit einer Operation nicht mehr zu beheben sind und wie bei Myrthe auch andere Organe in Mitleidenschaft ziehen, wird die Versorgung mit einem Kunstherzen notwendig. Der Eingriff, der rund 80 000 Mark kostet, wird jedoch relativ selten notwendig. So wurden im Herzzentrum schon 6000 Kinder und rund 40 000 Erwachsene operiert.

Annekatrin Looss

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