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Eine Laser-Operation am Auge eines Patienten in der Helios-Klinik in Berlin-Buch.

© Kitty Kleist-Heinrich

Exklusiv

Mediziner aus Syrien, Pflegekräfte aus Brasilien: Mehr Ärzte aus dem Ausland in Berlin – mehr Prüfer im zuständigen Landesamt

Die Anerkennung ausländischer Abschlüsse dauert meist Monate. Zusätzliche Prüfer könnten die Verfahren für Ärzte und Pflegekräfte nun beschleunigen.

In Berlin wollen immer mehr im Ausland ausgebildete Mediziner arbeiten. Die Zahl der Anträge auf Anerkennung im Ausland approbierter Ärzte stieg im ersten Halbjahr 2022. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) richtete in der zuständigen Abteilung zuletzt Extrastellen ein, um die Abläufe zu beschleunigen.

Das geht aus einer Antwort von Wissenschaftsstaatssekretärin Armaghan Naghipour (Grüne) auf Anfrage des FDP-Gesundheitsexperten Florian Kluckert hervor, die dem Tagesspiegel vorab vorliegt.

Im Lageso lagen für dieses Jahr bis Anfang Juni fast 390 Anträge im Ausland approbierter Ärzte vor. Damit könnte die Gesamtzahl der Anträge auf Anerkennung bis Jahresende auf 900 steigen, was mehr wäre, als in den letzten Jahren üblich war.

Bislang wurde in diesem Jahr 165 Anträgen stattgegeben, die Betreffenden dürfen in Deutschland nun als Ärzte arbeiten. Die meisten Anträge stammten auch 2022 von Syrern, die 44 Anträge einreichten, es folgten Türken, Ägypter, Ukrainer und Russen.

Anträge auf Zulassung als examinierte Pflegekraft kamen derweil meist von Frauen und Männern aus Mexiko, den Philippinen, Iran, Bosnien und Albanien.

Die meisten Anträge bislang aus Brasilien

Insbesondere in Mexiko, auf den Philippinen und dem Balkan hatten deutsche Pflegeheime und einzelne Krankenhäuser, darunter die Berliner Charité, gezielt um Personal geworben. Spitzenreiter in diesem Jahr ist bislang aber Brasilien, von wo aus 55 Anträge gestellt wurden.

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Insgesamt gingen bis Anfang Juni mehr als 270 Pflege-Anträge im Lageso ein, 108-mal wurde eine „Erlaubnis zum Führen der Berufsbezeichnung“ erteilt.

Alle Krankenhäuser der Region suchen dringend Pflegekräfte, insbesondere seit in der Charité und den ebenfalls landeseigenen Vivantes-Kliniken ein neuer Tarifvertrag gilt, der zusätzliches Personal vorschreibt. Dazu kommen die Pflegeheime der Stadt, die ebenfalls mehr Fachleute brauchen. Die Gesundheitsämter der Stadt wiederum suchen dringend Ärzte.

Die FDP bleibt skeptisch, man habe angesichts der weltweiten Krisen mehr Anträge erwartet. „Es scheint, dass Fachkräfte tendenziell andere Länder wählen, um dort zu arbeiten“, sagte der Abgeordnete Kluckert. „Dies könnte damit zu tun, dass die benötigten Fachleute in Berlin immer noch Monate auf die Anerkennung ihrer Ausbildung warten müssen. Der Senat muss das Problem der Wartezeiten lösen und bürokratische Verfahren entschlacken, um die Anerkennungsverfahren zu beschleunigen.“

Das zuständige Amt erhält mehr Prüfstellen

Aus der Antwort an Kluckert geht hervor, dass im Lageso künftig 16 Stellen für die Verfahren zuständig sein werden, 15 davon sind besetzt. Noch vergangenes Jahr waren dort nur 13 Lageso-Beschäftigte im Einsatz.

Staatssekretärin Naghipour schreibt, „aufgrund der Rechte der antragstellenden Personen und den gesetzlich zwingend vorgegebenen hohen Standards für die Prüfung der Unterlagen“ seien schnellere Anerkennungsverfahren schwierig.

Die Verfahrensdauer einer Ärztin oder Pflegekraft mit Ausbildung in einem EU-Staat, die zudem über erforderliche Sprachkenntnisse verfügt und alle nötigen Unterlagen einreicht, dauere oft nur einen Monat. Das Verfahren nach einer „Drittstaatenausbildung“ ohne entsprechendes Sprachniveau dauere oft „wesentlich länger“.

In Berlin arbeiten trotz aller „Bürokratie“ immer mehr Ärzte aus dem Ausland. Von 2018 bis 2021 wurden mehr als 1300 Approbationen an Mediziner mit ausländischer Ausbildung erteilt, das war circa ein Drittel aller Approbationen.

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