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Ärzte im Herzzentrum, einem der "Leuchttürme" der Medizinstadt Berlin.

© Kai-Uwe Heinrich

Berlin als Medizinmetropole: Krankenhäuser werden aufgerüstet

Berlin und Brandenburg rücken in der Krankenhausplanung noch enger zusammen. Ob dies das nötige Fachpersonal anzieht, bleibt offen.

Zunehmende Spezialisierung der Kliniken, besseres Abstimmen zwischen den Nachbarländern und ein Prestige-Herzzentrum in der Mitte der deutschen Hauptstadt – Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller und Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (beide SPD) haben am Dienstag erneut für ihren Gesundheitsstandort geworben. Dass Berlin zur führenden Medizinmetropole „mindestens Deutschlands“ werden solle, sagte Müller, dahinter stehe inzwischen der komplette rot-rot-grüne Senat.

Berlin und Brandenburg mit gemeinsamen Konzept

Auf dem Weg dahin stimme man sich mit der Landesregierung in Potsdam ab: Senatorin Kalayci hat den neuen Krankenhausplan, der ab 2020 fünf Jahre lang gilt, mit den Fachleuten der Brandenburger Gesundheitsministerin Susanna Karawanskij (Linke) konzipieren lassen. Die Landeskrankenhauspläne legen grob fest, welche Fachärzte schwerpunktmäßig wo welche Fälle behandeln.

Die als Plankrankenhäuser erfassten Kliniken – in Berlin sind es 50 Einrichtungen mit 60 Standorten – haben Anspruch auf Staatsgeld für Bau und Technik, unabhängig davon, ob es sich um private, kirchliche oder kommunale Häuser handelt.

Die gesundheitspolitischen Grenzen zwischen Berlin und Brandenburg waren seit der Wende ohnehin fließend. Bis zu 110.000 Brandenburger werden pro Jahr in einem Berliner Krankenhaus behandelt – und umgekehrt 21 000 Berliner in einer Brandenburger Einrichtung. Schon seit 2016 hat in Cottbus das gemeinsame Klinische Krebsregister seinen Sitz, noch eingeführt unter Berlins damaligem Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU).

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Dass die Bundespolitik die gesundheitspolitische Rolle Berlins zunehmend anerkennt, wollte Senatschef Müller am Dienstag nicht verhehlen. Wie berichtet, hatte der Bundestag zugestimmt, das neue Universitäre Herzzentrum Berlin (UHZB) mit 100 Millionen Euro zu unterstützen. „Nun geht es zwei Jahre lang um die Details“, sagte Müller. „Dann wollen wir das neue Zentrum in fünf Jahren fertig haben, spätestens bis 2028.“

Krankenhausgesellschaft fordert 350 Millionen

Doch selbst wenn Müller die Stadt mit modernsten Kliniken aufrüstet – noch ist unklar, ob das nötige Fachpersonal in ausreichendem Maße nach Berlin zieht. Alle Kliniken der Region suchen Pflegekräfte, mindestens in Brandenburg fehlen Ärzte. „Wir haben zu wenig medizinischen Nachwuchs, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Wer den Ersatzbedarf ignoriert, der durch die Babyboomer-Ruhestandswelle der nächsten Jahre auf uns zukommt, verkennt schlichtweg die Realität“, teilte die Chefin der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, mit.

Die Berliner Krankenhausgesellschaft fordert 350 Millionen Euro pro Jahr vom Senat, um die Folgen der früheren Sparpolitik auszugleichen. Vorgesehen sind 200 Millionen Euro für 2021. Für Brandenburg kommt die Debatte um überflüssige Krankenhäuser hinzu.

Nicht in allen Kliniken, so hatten zumindest Studien ergeben, werde ausreichend operiert. Sinnvoller sei es, so ein kontroverser Vorschlag aus dem Sommer, bestimmte Patienten mit dem Hubschrauber in ein spezialisiertes Krankenhaus zu transportieren.

Informationen zu Renommee und Erfahrung der Berliner Kliniken bietet das neue Magazin „Tagesspiegel Kliniken“. Das Heft erscheint am 6. Dezember 2019, kostet 12,80 Euro und kann ab kommender Woche unter www.tagesspiegel.de/shop bestellt werden.

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