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Vom Hobby gezeichnet. Wer am Wochenende das Fontane-Haus im Märkischen Viertel besucht, sollte sich auf überraschende Begegnungen einrichten – es ist Messe für japanische Comics.

© Björn Kietzmann

Mega Manga-Treff: Wie Ihr wollt

„Cosplay“ beim Mega Manga-Treff in Reinickendorf macht’s möglich: Jeder Besucher kommt im Kostüm seines Lieblingsstars.

Die 16-Jähr ige Janine ist ein bisschen enttäuscht. Das Kostüm, sagt sie, sei einfach nicht rechtzeitig fertig geworden. Dabei wollte sie sich unbedingt als weiblicher Fußballstar eines japanischen Sport-Comics verkleiden. Jetzt steht sie im blauen Fliespulli vor dem Fontane-Haus in Reinickendorf - und bewundert die Perücken, Gewänder und Accessoires der übrigen Wartenden. Mehrere hundert Meter lang ist die Schlange vor dem Einlass. Die meist jungen Besucher wollen nicht etwa in eine angesagte Disco, sondern zur MCC Berlin: Zur „Mega Manga Convention“, dem größten Berliner Treffpunkt von Fans der Anime-, Manga- und Cosplay-Kultur. Es ist die bereits siebte Auflage des Spektakels, jedes Jahr kommen mehr Gäste.

Die Veranstalter rechnen mit drei- bis viertausend Anhängern der Manga-Szene, die an diesem Wochenende nach Reinickendorf kommen, um zu fachsimpeln, gemeinsam Filme zu sehen - oder einen Schnellkurs in Japanisch zu belegen. Die meisten von ihnen erscheinen verkleidet, ziehen sich an wie ihre Lieblingscharaktere: Ein Phänomen, das sich Cosplay nennt. Die 22-Jährige Melanie, die an diesem Freitag noch ohne Kostüm unterwegs ist, sagt: „Der Trend dazu kommt aus Japan, das stimmt. Aber Cosplay ist nicht beschränkt. Eigentlich kann man jeden nachahmen, Figuren aus PC-Spielen, Filmen und Büchern.“ Sie selbst will am Samstag als finnisches Märchenwesen wiederkommen. Aber auch Jack Sparrow aus Fluch der Karibik oder Neo aus der Matrix-Triologie wandeln durch das Fontane-Haus.

Altersgrenzen gibt es bei der Manga Convention keine, das Spektrum reicht von alt bis jung: Die jüngsten Teilnehmer sind kleine Kinder, die ältesten rüstige Senioren. Die Veranstalter schätzen, dass etwa drei Viertel der Gäste kostümiert kommen, wobei gerade bei den älteren Besuchern der Trend zu besonders aufwendigen Roben zu beobachten sei. „Logisch“, sagt Melanie, „die können sich das leisten“. Ein liebevoll gestaltetes Kostüm kann viel Geld kosten, egal ob die Fans es selbst nähen oder im Fachhandel bestellen.

„Das können mehrere hundert Euro sein“, sagen Melanie und Janine. Sie selbst haben als alte Hasen natürlich längst herausgefunden, wo es die billigsten Stoffe für ihre Kostüme gibt: „Am Markt am Maybachufer“, beide nicken einstimmig. Wenn die Zeit zum Nähen wirklich einmal fehlt, müssen eben ein paar Sicherheitsnadeln die Gewänder zusammenhalten.

Die meisten Besucher haben Wochenendkarten, können das Programm volle drei Tage nutzen. „Logisch bin ich bis Sonntag hier“, sagt Janine, etwas anderes käme gar nicht in Frage. Schließlich bietet die Convention jeden Tag etwas Neues an, am Samstag werden außerdem die besten Kostüme gekürt. Die Veranstalter freuen sich zwar über soviel Zulauf, aber: „Wir bräuchten eigentlich neue Räumlichkeiten. Das Fontane-Haus ist schon lange zu klein.“

Mega Manga Convention, 4. bis 6. Oktober, Sa., 10-23 Uhr,; So., 10-18 Uhr. Fontane-Haus, Wilhelmsruher Damm 142c.

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