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Berlin: Mehr als nur Häkeln

Jetzt gibt es zwei Vereine, in denen Diplomaten und ihre Familien sich zu Hause fühlen können: „Willkommen in Berlin“ und der „Excellencies Club“ – beide hat Mania Feilcke gegründet

Die „Königin“ freute sich am Telefon über „die Sonne an der Nordsee“. Die Rede ist von Mania Feilcke, die in Schleswig-Holstein ihre Ferienidylle unterm eigenen Reetdach genoss. „Ohne Make up“, aber mit Mann und der 17-jährigen Tochter Vanessa. Ab September kommt diese nach Salem ins Internat – „ich werde pleite sein, aber sie bekommt eine gute Ausbildung“, sprudelt die stolze Mutter im üblichen Stakkato in deutsch-jiddisch-polnisch-englischer Klangfärbung.

„Geadelt“ wurde die Ex-Chefin des Berliner Clubs der Diplomatenfrauen unlängst durch eine Klatschpostille. „Das Duell der Königinnen“ titelte die „Bunte“ über zwei Societydamen, die um Einfluss „in der Berliner Gesellschaft“ kämpften. Eine der „Königinnen“ war Mania Feilcke, die zu den „wichtigen Personen der Diplomatie und der ,Neuen High Society’ von Berlin zählt“, wie das 2001 gegründete Botschaftsnetzwerk „Das Corps“ lobhudelte. Jetzt ist sie Präsidentin des nagelneuen Excellencies Club, in dem ausschließlich Diplomaten und deren Ehepartner Mitglied werden können – bei 130 diplomatisch vertretenen Nationen kommt da ganz schön was zusammen. Mehr als im nur Frauen vorbehaltenen Diplomatenclub „Willkommen in Berlin“ (WIB), den Mania Feilcke 1994 aus der Taufe hob und bis zu diesem Juli als Präsidentin vorstand.

Ihre Nachfolgerin im WIB-Club, in dem neben Diplomatenfrauen auch solche aus der Berliner Gesellschaft und dem Auswärtigen Amt sein dürfen, ist Annemarie Ziefer, eine studierte Tropenmedizinerin und Frau eines pensionierten Ministerialdirigenten. Von Knatsch mit ihr will Mania Feilcke nichts wissen. „Annemarie Ziefer war jahrelang meine Vize, sie macht das sehr gut, und der Excellencies Club ist keine Konkurrenz“, sagte sie. Auch dass sie im Juli ihren neuen Diplomatenclub wie ein Kaninchen aus dem Hut zauberte, nachdem sie erst tags zuvor in ihrem alten in Ehren verabschiedet wurde, wollte die ehrgeizige Societylady so nicht stehen lassen. Mit dem „Excellencies Club“ habe sie eine Anregung aufgegriffen – im Gespräch hätten sich Diplomaten oft mehr Kontrakt untereinander gewünscht. Politischer soll der neue Club werden – „nicht nur so mit Häkeln und Kaffeekränzchen“. Auftakt soll im September ein Treffen sein, auf dem die Wahlergebnisse analysiert werden sollen. Und geheimgehalten habe sie ihn bis zuletzt, um „ihr kleines Baby“ nicht zu beunruhigen – so nennt sie den Diplomatenfrauenclub.

Mit dessen Gründung 1994 war der gesellschaftliche Aufstieg der Frau des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Jochen Feilcke nicht mehr aufzuhalten. Den CDU-Politiker hatte die Kosmopolitin 1990 in ihrem damaligen Wohnort Accra in Ghana kennen und lieben gelernt. Im gleichen Jahr in Deutschland unter eine Haube zu kommen, war dann schwieriger. Nicht nur, weil Manias Scheidung im September 1990 von einem hohen Beauftragten des Deutschen Entwicklungsdienstes noch nicht rechtskräftig war.

Die als Maria Keller in Legnica in der damaligen Volksrepublik Polen geborene Mania reiste mit ihren Eltern 1957 nach Israel aus, besuchte dort die Schule, arbeitete in einem Kibbuz, diente in der Armee und studierte in New York. In ihren weiteren Lebensstationen verschlug sie es unter anderen nach Kolumbien, Argentinien und Ecuador. Dies alles hierzulande preußischen Behörden mit Papieren nachzuweisen, hätte es für die geplante Eheschließung in West-Berlin noch Jahre bedurft. Wenn nicht der Ehemann in spe im Osten gute Kontakte gehabt hätte und die Idee, es dort mit der Heirat zu versuchen. Der damalige Weißenseer Bezirksbürgermeister Gert Schilling und die unkomplizierteren Standesamt-Anforderungen der noch DDR machten es möglich: Am 2. Oktober 1990 wurde für das Paar die letzte DDR-Eheschließung zelebriert.

„Mit Lust und Chuzpe“ – so heißt auch ihr Buch bei Bostelmann & Siebenhaar über sich – machte sie sich anschließend in der Berliner Gesellschaft schnell bekannt. Das heißt, so weit sie es gestattet. „Manches wird und muss mein Geheimnis bleiben“ heißt es im Buch der Bundesverdienstkreuzträgerin. Die Auszeichnung bekam sie für ihre wohltätigen Einsätze, so mit „Charity for Charité“. Dafür kann sie erbarmungslos Gott und die Welt nerven. Für ihre gesellschaftlichen Auftritte bringt sie manchmal die Haushaltskasse in Gefahr – so zur jüngsten Aids-Gala. Die Freude am erworbenen Armani-Schnäppchen für 1400 laut Preisschild beendete später die Kartenabrechnung. Es waren Euro – sie hatte die Brille nicht aufgesetzt. Das musste sie ihrem Mann diplomatisch verklickernHeidemarie mazuhn

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