zum Hauptinhalt

Berlin: Mehr Bewacher fürs Kanzleramt

Die Spuren der Attacke sind noch zu erkennen. Die weiße Steinwand des Kanzleramts zieren auf einer Fläche etwa zehn Quadratmetern hellrote, verwaschene Schlieren.

Die Spuren der Attacke sind noch zu erkennen. Die weiße Steinwand des Kanzleramts zieren auf einer Fläche etwa zehn Quadratmetern hellrote, verwaschene Schlieren. Überreste einer Anti-Kriegs-Parole, die ein junger Berliner am Freitag hier angesprüht hat. Der 27-Jährige wurde kurz nach der Tat geschnappt, der Schriftzug "Make love not war" noch am gleichen Abend von einer Malerfirma entfernt. Was bleibt, ist die Erkenntnis, das auch eines der am besten bewachten Gebäude der Stadt eben nicht hundertpozentig vor potenziellen Attentätern geschützt ist. "Ein bisschen peinlich ist das schon", sagt einer der Grenzschutzbeamten, die vor dem Gebäude patrouillieren. "Eigentlich dürfte so etwas nicht passieren."

Als Konsequenz will der Bundesgrenzschutz die Präsenz der Wachbeamten jetzt "sichtbar erhöhen", sagt Michael Bayer, Sprecher der Bundespolizei. Genaue Zahlen wolle er aber aus Sicherheitsgründen nicht nennen. Das besonderes Augenmerk der Beamten dürfte dabei den drei Stellen gelten, an denen das Gebäude bis an den für Passanten zugänglichen Fußweg heranragt. Zwei davon liegen rechts und links des Haupteingangs, die dritte am hinteren Südwestende des Kanzleramts. Der Rest des Gebäudes liegt für Außenstehende unerreichbar hinter einem zwei Meter hohen Metallzaun.

"Als der Sprayer zuschlug, waren die Kollegen wohl gerade am anderen Ende", mutmaßt einer der patruoillierenden Grenzschützer. So etwas ließe sich nie ganz ausschießen. Haben Sprayer am Kanzlersitz also auch künftig leichtes Spiel - und eines Tages vielleicht sogar Attentäter mit einem Rucksack voller Sprengstoff? Immerhin liegen die Dienst- und Privaträume von Bundeskanzler Gerhard Schröder nur knapp 100 Meter Luftlinie entfernt von den öffentlich zugänglichen Mauern. "Möglich ist alles", sagt der Beamte. "Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nun mal nicht." Eine unmittelbare Gefahr für den Bundeskanzler oder seine Beschäftigten sei allerdings auch bei einer Bombenexplosion höchst unwahrscheinlich: Immerhin befinde sich hinter der Außenmauer noch eine zweite Betonwand, die die Verwaltungsbüros abschirmt. "Die hält einiges aus", sagt der Wachmann.

Aus Sicht der Bundesregierung wäre ein Aufstocken der Wachleute indes gar nicht nötig. "Die bestehenden regelmäßigen Streifen von Bundesgrenzschutzbeamten reichen aus", sagt ein Regierungssprecher. "Das sieht man ja auch daran, dass der Sprayer kurz nach der Tat gefasst wurde."

lvt

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false