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Berlin: Mehr Chancen für junge Migranten

Berlins SPD fordert neues Zuwanderungsrecht

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Rostock - Innensenator Ehrhart Körting hat ein „sensationell verändertes“ Zuwanderungsrecht gefordert, um dem Bevölkerungsrückgang in Deutschland entgegenzuwirken. „Wir dürfen uns nicht abschotten, sondern müssen die Zuwanderung attraktiver machen“, sagte Körting gestern auf einer Klausurtagung der Berliner SPD-Fraktion in Rostock. Das Angebot müsse sich zuerst an „arbeitswillige und gebildete“ Ausländer richten. Auch Bildungssenator Jürgen Zöllner sagte, dass Berlin interessiert sein müsse, „möglichst gut ausgebildete, produktive junge Menschen in die Stadt zu bekommen“.

In einem Resolutionsentwurf der Fraktion für eine „soziale, altersgerechte und integrative Politik“, der heute beschlossen werden soll, steht ebenfalls: Aus anderen Bundesländern und dem Ausland müssten gezielt junge, hoch qualifizierte Talente angeworben und die unakzeptabel niedrige Ausbildungsquote junger Migranten erhöht werden. Die Abgeordneten diskutierten ganztägig die Folgen des demographischen Wandels für Berlin. Nach einer Prognose der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die auf der Tagung vorgelegt wurde, wird Berlins Einwohnerzahl, derzeit knapp 3,4 Millionen, bis 2050 auf drei Millionen Menschen schrumpfen. Stabil bleibt die Bevölkerungszahl höchstens noch 15 Jahre, dank der Zuzüge aus dem Ausland – vor allem aus den neuen EU-Staaten in Mittel- und Osteuropa. Bis 2020 wird sich der Altersdurchschnitt der Berliner von 42 auf über 44 Jahre erhöhen. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahre wird bis dahin um 22 900 (4,5 Prozent) sinken. Selbst die Zahl der jugendlichen Migranten wird zurückgehen. Dagegen wächst die Zahl der über 65 Jahre alten Berliner bis 2020 um 38 800 (10,4 Prozent).

In Brandenburg sind die Veränderungen noch viel dramatischer. Zwar habe sich das Land von dem Geburtenknick Mitte der neunziger Jahre etwas erholt, sagte der SPD-Fraktionschef im brandenburgischen Landtag, Günther Baaske. „Damals hatte nur der Vatikan eine geringere Geburtenrate.“ Die Schließung von Kitas und Schulen und ein eklatanter Fachkräftemangel seien aber nun die Folgen. „Wir verlieren viele gute, junge Leute, die aus ungekündigten Beschäftigungsverhältnissen in den Westen Deutschlands ziehen.“

Angesichts dieser Entwicklungen in der Region fordert die SPD-Fraktion den Senat auf, bis 2008 ein Demographie-Konzept zu erarbeiten. Wirtschaftsförderung und Integration, Standortmarketing und Zuwanderung müssten dabei eine besondere Rolle spielen. Die Stadt müsse „attraktiv und interessant für Familien mit Kindern und für junge Menschen mit unterschiedlichen Lebensstilen“ sein. Gleichzeitig gehörten „Wohnen im Alter“ und „generationsübergreifende Wohnangebote“, Kultur- und Bildungsangebote für ältere Menschen zu einem solchen Konzept.

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