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Berlin: Mehr für Berlin werben – und mehr verdienen

Tourismus-Experten: Land verschenkt Einnahmen in Millionenhöhe / Stärkeres Engagement im Ausland gefordert

Von Annette Kögel

Berlin verschenkt Einnahmen in Millionenhöhe, wenn es bei der Tourismuswerbung weiter kürzt – davon sind Fremdenverkehrsexperten überzeugt. „Der Senat kann den Tourismus nicht als Wachstumsmarkt loben und ihn zugleich finanziell vernachlässigen“, sagt Hanns-Peter Nerger, Geschäftsführer der Berlin Tourismus Marketing (BTM). 550 Millionen Euro Steuern bringt die lokale Reisebranche der Landeskasse ein – so die aktuellste Zahl aus dem Jahr 2000. Dieses Jahr gab es allerdings vier Prozent weniger Übernachtungen. Dennoch wird Berlin voraussichtlich so viele internationale Gäste begrüßen wie keine andere deutsche Stadt – sonst liegt immer München vorn. Es könnten aber noch viel mehr sein, meinen BTM sowie Hotel- und Gaststättenverband.

In diesem Jahr haben die Tourismuswerber 11 Millionen Euro zur Verfügung für die Vermarktung Berlins, zum Beispiel für Prospekte, Messen und Veranstaltungen. Sechs Millionen davon erwirtschaftet die BTM durch Souvenirverkauf und Vermittlungsprovisionen selbst. Die übrigen fünf Millionen Euro kommen vom Land – 18,5 Prozent weniger als 2001.

Zudem wurden eine Million Euro für die Kongress-Abteilung der BTM gekürzt – sowie eine weitere Million im Landes-Etat für Tagungen. Hanns-Peter Nerger: „Ein Standortnachteil, denn andere deutsche Städte gleichen mit diesem Geld potenzielle Verluste von Veranstaltern aus.“ Überhaupt sei Berlin im Verhältnis zu anderen Metropolen wie Paris oder Rom, mit denen die Stadt so gern verglichen werde, beim Fremdenverkehrs-Etat „das letzte Licht“.

Doch dass ein Urlaub in Berlin nicht nur den Gästen, sondern auch der Stadt gut tut, zeigt ein Blick auf die ausgefeilte Steuerstatistik, die die BTM alle zwei Jahre mit der Uni München erstellt. Demzufolge flossen im Jahr 2000 rund „550 Millionen Euro direkt in die Kasse des Finanzsenators“, sagt Nerger. Berücksichtigt werden etwa die Abgaben von Hotellerie, Gastronomie und Schiffahrt, aber auch jene von Zulieferbetrieben wie Wäschereien und Bäckereien. Noch gar nicht eingerechnet ist dabei das, was der Berlin-Besucher so alles einkauft – vom Farbfilm bis zum Eis am Stiel. „Jeder investierte Euro kommt vielfach zurück“, ist auch Karl Weißenborn, Geschäftsführer des Hotellerie- und Gastronomieverbandes, überzeugt.

Berlin müsse sein Potenzial beim Anteil ausländischer Touristen noch ausschöpfen. „In Paris und London liegt er zeitweilig bei bis zu 70, in Berlin sind es gerade mal 30 Prozent.“ Verstärkt investieren muss die Stadt nach Überzeugung von BTM-Chef Nerger in Europa – aber auch in China. Hier gab es bei den Buchungen zuletzt ein Plus von 59,1 Prozent. Gerade hat Nerger in der Stadt Chengdu ein Kooperationsabkommen mit Reiseveranstaltern unterzeichnet, nun stehen Gespräche mit der Lufthansa über Ausweitungen der Flugverbindungen ins Haus.

In den Berliner Hotels und Pensionen mit 68 000 Betten buchten Touristen im ersten Halbjahr 2002 vier Prozent weniger Übernachtungen (6,3 Millionen). Bei Reservierungen von Gästen aus deutschen Landen gab es ein Minus von 6,8 Prozent – Firmen schicken weniger Mitarbeiter auf Dienstreise, auch nach Berlin. Internationale Gäste buchten 3,7 Prozent mhr Übernachtungen. Hanns-Peter Nerger: „Und da ist noch Musike drin.“

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